Busfahrt nach

Braunschweig

Ostersonntag 2003. Daß der 20. April jemals wieder ein Feiertag wird, wer hätte das gedacht. Jedenfalls war für 6 Uhr früh die Abfahrt bei mir angesagt. Kurz vorher wurde Heikos Fahrzeug mit Verpflegung beladen und Schlag 6 ging es auch schon los. Natürlich ging mit Erreichen der Autobahn auch schon mein erstes Bier auf. Das versprach ein feuchtfröhlicher Tag zu werden. Die Autobahn war so frei, wie man sie sich immer wünscht, aber selten erlebt und um 20 nach 6 waren wir, wie angekündigt in Heilbronn. Nur durch perverse Ampelschaltungen, also eine rote Welle, waren wir mit 5 Minuten Verspätung beim Konrad, der aber auch noch nicht auf der Straße wartete.

Nur ein Bier später, irgendwie läuft des um die Uhrzeit noch nicht so richtig und der Tag versprach noch lang zu werden, und zwei lustigen Zwischenstops, bei denen wir uns über einen polnischen Reisebus und eine Gruppe dicker Eishockeyfans amüsierten, erreichten wir um 8 Uhr Griesheim und besuchten sogleich die Gaststätte des dortigen EFC. Rustikal und gemütlich faßte ich ins Auge, das Spiel dort anzuschauen und mich hinterher abholen zu lassen. Auf komische Gedanken kann man mitten in der Nacht kommen.

Nach und nach trafen allerlei Griesheimer ein und auch Pressevertreter gesellten sich dazu. Als dann der Bus auf der Straße stand mußten natürlich allerlei "ungezwungene" Bilder von aufbrechenden Fans gemacht werden. Putzig, der Knipser und seine Einfälle. Kurz nach 9 ging es dann endlich zum Bahnhof, wo der Bus vollends mit lustigen Leuten gefüllt wurde.

Die Fahrt wurde wie erwartet geil. Da wurde schon mal ein Geburtstagsständchen geträllert, ich mußte gegen meinen Willen noch nen Wodka zu meinem Bier einnehmen und bei der Tombola gewann ich auch noch fünf Kurze. Glücklicherweise fanden 4/5 davon gleich dankbare Abnehmer und EIN saurer Apfel is ja nicht schlimm. So mancher Hesse empfand es wohl als Attraktion, daß Schwaben mitfuhren und ich fand die Gelegenheit ein paar Fußballgeschichten (wie ich zur Eintracht kam, warum ich den VfBääh hasse und den Stuttgarter Kickers grad den Abstieg wünsche) zum Besten zu geben. Erwähnenswert finde ich noch das Tipspiel, bei dem Heiko mit seinem Tip (1:9) den Vogel abschoß. Da waren Alle noch zuversichtlich und siegesgewiß.

Bei Braunschweig setzte sich dann auf der Autobahn ein Kradfahrer vor uns und wies uns den Weg. Können die Grün-Weißen also doch zu was gut sein. Auf dem Parkplatz staunte ich dann schwer über die Polizeipräsenz. Ich glaube, der Rest Niedersachsens war an dem Tage eine polizeifreie Zone. Dafür war die körperkontrolle diesmal human. Immerhin. Als nächstes wurde erst mal eine Wurst bestellt, die wirklich nicht schlecht war, nur die Toastbrotfragmente, die dazu gereicht wurden, fand ich etwas lächerlich. So gestärkt ging es dann in die Kurve, um die Atmosphäre aufzunehmen. Blockkontrollen gab es gar keine, sodaß man die freie Auswahl hatte.

Das sah gar nicht schlecht aus. Überdachte Tribünen und auch die Kurve, uns gegenüber, war überdacht. Dazu haben die Braunschweiger eine Anzeigetafel und eine Videowand. Ordentlich besucht war das Ganze auch schon und nach einer Weile begaben wir uns wieder hinaus. Nachdem Konrad und Heiko noch eine Wurst verzehrten und ich etwas Anderes erledigt hatte, trennten wir uns und nur Konrad und ich gingen in den, von uns gebuchten, Block 18. Da wurde auch so manches Geburtstagsständchen angestimmt und wie es schien, und später auch vom Stadionsprecher durchgesagt wurde, hatte an diesem Tag tatsächlich halb Braunschweig Geburtstag ... naja, hauptsache Braun...

Inmitten der Ultras erwarteten wir den Anpfiff und da die Sicht durch Leute am Zaun behindert war, sonderte Konrad sich nach links ab und ließ mich allein. Vom Rauch vor dem Spiel bei den Braunschweigern und den Spruchbändern (ADLER - KÖNIG DER LÜFTE und LÖWE - KÖNIG DER TIERE) hab ich fast nichts mitbekommen. Ein paar Frankfurter unterhielten sich auch noch angeregt mit einem Schleimkopf von Ordner, der auch provokant drauf war. Dann kam endlich der Anpfiff.

Die Stimmung war ganz gut, auch wenn wir gegen den Wind anbrüllen mußten  Adelmann sollte uns nen Auswärtssieg schenken und begab sich auch bald auf den Zaun um den aufmarschierten Testosteronmonstern von Ordnern und den Grünen seinen ganzen Körper zu präsentieren. Obs denen gefallen hat, weiß ich natürlich nicht.

Das Spiel gefiel mir nicht besonders, da ich den Eindruck hatte, Braunschweig hätte mehr davon. Dazu wollte der Schiedsrichter ums Verrecken keine Elfmeter geben. Zum Glück war Oka in Hochform und hielt die Null fest. In der zweiten Halbzeit gab es auch nichts Zwingendes von uns, dafür mußte eine halbe Stunde vor Schluß Jones den Platz mit gelb-rot (warum eigentlich?) verlassen. Ich stand inzwischen beim Konrad, der von dem Kick genauso "begeistert" war, wie ich. Wie gesagt, Oka leistete sich keinen Schnitzer und hielt uns zumindest den Punkt fest. Daß es nicht mehr wurden, lag an unserer teilweise zu umständlichen Spielweise, die zu nichts Zwingendem führte. Schade eigentlich. Jones kam noch zum Abklatschen und rund  2500 Frankfurter zogen ab.

Die Rückfahrt verzögerte sich etwas, da erst die Linienbusse freie Fahrt hatten und später bei uns Passagiere fehlten. Wie es dem Fahrer dann zu viel wurde, starteten wir und der Protest blieb natürlich nicht aus. An der JET-Tankstelle vor der Autobahn wurde dann nochmal gehalten und ein paar Leute marschierten zurück, Richtung Stadion, was ein paar Polizisten auf den Plan rief. Das sah schon etwas panisch aus, wie die mit ihrer Wanne über den Mittelstreifen fuhren um die Jungs zurückzuhalten. Zu guter letzt wurde unser Bus dann doch nochmal zum Parkplatz zurück geleitet. Witzigerweise stellte sich dann heraus, daß die fehlenden Leute einfach einen anderen Bus nahmen und unsere Rückreise konnte endlich richtig starten.

Ich machte mir Sorgen über meine Biervorräte und begann zu bereuen, tatsächlich 3 Flaschen beim Heiko im Auto gelassen zu haben, aber noch konnte das Helle fließen. Langsam hatte mancher dann Ausfallerscheinungen und begab sich in Morpheus Arme. Der wache Rest jedoch war trotz des Unentschiedens recht lustig drauf, die Musik war gut und häufig zum Mitsingen und das Bier lief. Zwischenzeitlich wurde ich noch genötigt mit nem VfBähler per Handy zu kommunizieren, was ich dann tatsächlich tat. Irgendwie hat das dem aber nicht gefallen (grins). Auf halber Strecke nach Frankfurt mußte ich dann auf Binding umsteigen (ist auch lecker), da meine Vorräte tatsächlich ausgetrunken waren. Ich war kurzzeitig in Topform und es machte mich stolz, daß sich Heiko für mich schämte (grins)! Ziemlich fertig leerte sich dann der Bus am Bahnhof und als wir zurück in Griesheim waren, war ich froh, nicht für den Bus verantwortlich zu sein. Das Bord-WC möchte ich nicht säubern müssen und im restlichen Bus wars auch nicht mehr besonders sauber, aber das muß wohl so sein.

Der Abschied war kurz und schmerzlos und beim Auto ging gleich wieder ein Helles auf (dies sollte tatsächlich das letzte des Tages sein) und ich teilte, wie schon zuvor im Bus ein Paar Landjäger mit dem hungrigen Konrad. Die Wurst zu verzehren fühlte sich wie eine lebensrettende Maßnahme an und am nächsten Rasthof besorgte sich unser Fahrer was zum wach halten. Dabei wäre Konrad fast von einer älteren Frau adoptiert worden, die uns erzählte, daß Stuttgart und Leverkusen verloren hatten. Wenigstens eine gute Nachricht aus der Fußballwelt.

Es gab dann noch eine kurze Rast und zwischendurch war ich glaub doch entschlummert. Naja, Konrad wurde abgesetzt, am traditionellen Pißparkplatz gegenüber des Chinesen achtlos vorbeigefahren und ohne weitere Zwischenfälle kamen wir in Möglingen an. Im Bistro packte ich nur ein Echtes, während der Fahrer zwei Weizen verzehrte. Dabei waren wir auch noch lustig und anschließend gingen wir getrennte Wege. Zum Glück war der Montag kein Arbeitstag!