AUFSTIEG!

Nach dem gestigen 4:0-Erfolg meiner 07er sollte es am 25. Mai um 9 Uhr nach Frankfurt losgehen. Heiko wollte fahren und um halb neun kam auch schon der Anruf, daß wir früher starten. Konnts wohl nicht erwarten. Zum Glück war ich fast fertig und packte noch meinen Rucksack mit Bier voll. An der Aral-Tankstelle traf man sich und schon konnte die Mission Aufstieg richtig beginnen.

Auf der Autobahn ging natürlich traditionell das erste Bier auf, das auch bis Heilbronn hielt. Auch Konrad war wegen der zu frühen Abfahrtszeit auch überrascht war, hatten wir etwas Aufenthalt und ich konnte mal wieder nen richtig asozialen Eindruck hinterlassen. Sonntagmorgens um neun mit ner Flasche Bier in der Hand unter nem Straßenschild lungern.

Abergläubisch, wie man als Fan ist, war jeder siegesgewiß gekleidet. Konrad mal wieder im Trikot, Heiko mit dem Geburtsshirt und ich im SMG-Tour-Shirt vom Mannheim-Sieg. Tja, die Biere gingen auf und die Fahrt weiter. Bis Kraichgau, wo unser Fahrer erfolglos nach alkoholfreiem Bier fahndete. Währenddessen wollte ein bayrischer Kleinbusfahrer mir erzählen, er sei auf dem Weg nach Freiburg. Wahrscheinlich war er froh, wie wir wieder abfuhren.

Beim nächsten Halt wurde unser ausgetrockneter Fahrer dann fündig, während ich eine gewaltige Rentnerherde bestaunen konnte. Was zu solch früher Stunde schon für Leute unterwegs sind. Langsam kamen wir dann auch schon nach Frankfurt. Entgegen sonstiger Gewohnheiten ging es direkt zum Gleisdreieck, ohne die Wänste mit Hühnchen  vollgeschlagen zu haben. Dadurch kam ich endlich auch einmal in den Genuß einer Rindswurst bei Wachs Futterkrippe. Heilandsack, die hat nen eingebauten Nachbrenner und ich war schlicht begeistert. Dazu wurden zum Zeitvertreib noch diverse Äppler geleert und der Zechplatz unterhalten.

Als wir dann zu fünft waren, ging es schon zum Stadion. Diesmal waren die Kontrollen bei den Kassenhäuschen und es war die Hölle los. So früh schon so einen Andrang habe ich noch nicht erlebt. Nachdem man sich also durch die Kontrollen gequält hatte, mußte ein Konrad wild pissen, was natürlich die Staatsmacht auf den Plan rief. Sein Timing war auch wirklich schlecht. Nachdem der Schreck folgenlos blieb, entledigte ich mich auch noch einiger Flüssigkeit, während eine ESSA-DK vor dem Eingang für 90 Euro (Leute gibts) den Besitzer wechselte. Schließlich ging es dann zum Block. Allgemein war die Stimmung prächtig und die Zuversicht zum Aufstieg groß. Der Block war eigentlich auch schon voll, wie eigentlich das ganze Stadion. Nur in der Ostkurve neben dem Gästeblock war noch der übliche freie Platz frei. Ein paar Plätze unten auf der Haupttribüne waren auch nicht besetzt und ich schätze, daß da doch ein paar Schwarzhändler auf ihren Karten sitzen geblieben sind.

Der Ordnungsdienst bemühte sich redlich, die Fluchtwege zwischen den Wellenbrechern frei zu halten, was ihnen mühsam gelang. Zum Spielbeginn gab es dann die Abschiedsaktion für "GAFF", der in der Nacht zum 12. Mai 47jährig verstarb. Auf dem Oberrang war dies eine Zettelchoreographie, die ich leider natürlich nicht mitbekam.

Außerdem war da ein Spruchband "ADLER HINAUS IN DIE FREIHEIT!", daneben ein Bild von ihm und daneben noch ein Spruchband "LEB WOHL WILMAR WIR VERMISSEN DICH!"

Gänsehautatmosphäre pur also und der Krimi konnte beginnen.

Die Stimmung war zuversichtlich und in der 5. Minute sorgte Jones für einen Höhepunkt. Man wähnte sich in Liga 1. Dumm war der Dämpfer durch Frommer in der 6. Minute und drei Minuten später die Kunde vom Führungstreffer der Mainzer. Die Mannschaft wurde aber vom fanatischen Frankfurter Publikum weiter nach vorne getrieben. In der 23. Minute war man durch das 2:1 von Schur wieder dran, Obwohl Mainz leider bereits 2:0 führte. In der 38. Minute brachte uns Skela wieder in Front und zur Halbzeit stand man wieder in Liga 1.

Das Pausenprogramm interessierte irgendwie niemand und ich vermißte die traditionelle Poßmann-Verlosung, da Faß Äppler heute auf jeden Fall an uns gegangen wäre. Schade eigentlich.

Die zweite Halbzeit war unbeschreiblich. Kurz nach dem Wiederanpfiff kam die Kunde vom 3:0 der Mainzer. Da wir aber weiter das Spiel bestimmten, waren wir weiter zuversichtlich, bis wir in der 53. einen Konter einfingen, der die Gäste verkürzen ließ. Als dann drei Minuten später der Ausgleich fiel, war die Stimmung tot und die Hoffnung verloren. Daß 5 Minuten später das 4. Tor der Mainzer bekannt wurde, hatte sich jeder im Block mit einer weiteren Zweitligasaison abgefunden. Selbst Meister Stein auf dem Zaun ließ den Kopf hängen und es waren nur noch die Reutlinger im Waldstadion zu hören. Erst in der 80. Minute keimte wieder so etwas wie Hoffnung auf, als der Anschlußtreffer der Braunschweiger bekannt wurde. Zuerst wurde die Tribüne wieder laut, was sich aber rasch auf die Kurve übertrug und mit dem 4:3 duch Diakite drei Minuten später, war der "12. Mann" wieder da. Frenetisch wurde auch Diakites zweites Tor in der 90. Minute bejubelt. Ein paar "gut informierte" Fans meinten auch, von einem zweiten Tor der Braunschweiger fabulieren zu müssen und ich dachte, das wars, wir sind durch. Zum Glück machte aber Alex Schur in der 93. Spielminute mit dem Kopf zum 6:3 wirklich alles klar. Eintracht erstklassig! Hat den Mainzern also nicht einmal ein 4:1 (Scheiß Gerüchteküche) Auswärtssieg in Braunschweig. So geil!

Die Mannschaft wurde gefeiert, mit wildfremden Menschen wurde abgeklatscht. Willi Reimann sprang wie Rumpelstilzchen über den Platz (von wegen emotionslos), Mundstuhl sangen "Adler auf der Brust" auf dem Platz. Vor dem Zaun standen zwei Reihen Ordner und auf dem Platz eine Reihe Polizei. Dadurch wurde es natürlich nichts mit dem Platzsturm. Stattdessen wurde man aufgefordert, zum Römer zu kommen, da dort weiter gefeiert werden sollte.

Der Block leerte sich und auch ich machte mich auf, ihn zu verlassen. Unterwegs sah man nur glückliche und teilweise erschöpfte Gesichter und es wurde im Gedränge gesungen. Da bin ich mal auf das Gedränge gespannt, wenn das Stadion fertig ist und nicht nur 26000 Zuschauer da sind. Mühsam kam ich dann auch wieder am Gleisdreieck an.

Zurück auf dem Parkplatz bekamen Konrad und ich die letzten Bratwürste. Außerdem wurde allerlei Pyrotechnik angewandt. Erstaunlich, was manche Leute so alles zum Fußball mitnehmen. Das Wetter war recht beschissen und es wurde beschlossen, den Römer nicht aufzusuchen. Stattdessen wurde noch auf dem Parkplatz verweilt und gezecht. Erst nach einiger Zeit wurde dann losgefahren.

Unterwegs machte Konrad einen entscheidenden Fehler. Er nahm ein paar (oder doch nur ein Paar) Landjäger zu sich. Geilerweise machte unser Fahrer nämlich einen kleinen Umweg über Darmstadt. Während wir also lecker Hühnchen zu uns nahmen, saß der satte Konrad mit seiner Bierflasche schmollend daneben.

Der Rest ist schnell erzählt. Nach dem kurzen Halt in Heilbronn ging es zurück und erst mal nach Pflugfelden zum Paulaner vom Faß. Inzwischen sind auf dem Pflugfelder Griechen drauf, aber das beeinträchtigt den Geschmack ja nicht und so klang der Tag meines ersten Aufstiegs gemütlich aus in der Gewißheit am nächsten Tag extrem unfit bei der Arbeit zu sein.