Zugfahrt nach Freiberg

Sonntag, 1. Juni 2003. Da der Anpfiff bei unseren Nachbarn vorverlegt wurde, konnte also mal wieder ein Frühschoppenderby im Landkreis Ludwigsburg steigen. Aus diesem Anlaß hatte ich mir im Vorfeld überlegt, daß der Fan-Mob aus unserer Barockstadt mit der S-Bahn anreisen könnte. Hierfür war die erste S-Bahn nach 9 Uhr vorgesehen, um auf jeden Fall rechtzeitig in Freiberg zu sein und um vor dem Spiel den Biergarten mit der Minigolfanlage am Neckar besuchen zu können. Die positive Resonanz auf diesen genialen Gedanken war quasi nicht vorhanden und so machte ich mich um 8.17 Uhr mit dem Bus zum Bahnhof auf, in der Gewißheit alleine anzureisen. Nur die große LGA-Zaunfahne hatte natürlich ich dabei.

Also war ich viel zu früh am Bahnhof. Die nächste S-Bahn war für 8.56 Uhr terminiert, aber da ich angekündigt hatte, erst nach 9 zu fahren und außer einem Hutzelwicht mit 07-Kappe kein 07er vor Ort war, zog ich es vor bis 9.26 Uhr zu warten. Und das alles ohne Bier. Ausgetrocknet kam ich also nach Freiberg und stellte fest, daß dort sogar am Bahnhof für ein Heimspiel geworben wird.

Wieder etwas, was die uns voraus haben. Naja, am nächsten Eck wurde ich spontan an Frankfurt erinnert.

Wenn das der Adi sehen könnte. Ein paar Schritte weiter starrte gleich ein hofkehrender Eingeborener den 07-Fan-Mob an. Unbeeindruckt ging die Wanderung weiter an einem Altenheim vorbei in den Dschungel von Freiberg. Eine unerwartete Idylle, deren Pfade teilweise zu diversen Gruppenbildern unserer gewaltigen Wandergruppe einlud.

An einem munter vor sich hinfließenden Bächlein ging der Weg entlang und auch für etwas Schabernack war natürlich Zeit.

Dann war die Zivilisation endlich wieder erreicht und diverse Autofahrer bekamen die Gelegenheit ziemlich dumm zu schauen. Naja, der Wasen war rasch erreicht und ich bekam einen Anflug von Größenwahn. Hatten die doch tatsächlich ein Pompöses Festzelt und ein Karussell extra für uns aufgebaut.

Respekt an dieser Stelle. Da der Ausschank aber noch nicht richtig besetzt war und ich ein anderes Ziel im Visier hatte, mußte ich doch weitergehen.

Wie ich kurz darauf im Biergarten einfiel, wurde ich von dortigen Eingeborenen erst einmal darauf aufmerksam gemacht, daß es sich hier um Freiberger Territorium handelte. Davon unbeeindruckt orderte ich mein erstes Paulaner (vom Faß!) und scherzte noch ein wenig mit den Jungs vom anderen Tisch.

Nach und nach trudelten dann endlich auch andere 07er ein...

... und es wurde langsam immer lustiger.

Die Zeit reichte natürlich auch für ein zweites Weizen und zwischendurch kam doch tatsächlich was aufgrund des Berichts vom letzen Heimspiel eine Gegenleistung für die beiden Karten. Ein Ouzo Sonntag vor 11. Scheiß Allohohl. Als dann ein Frank meinte nach der Uhrzeit fragen zu müssen, erfuhr er, es sei 4 vor 11. Dummerweise habe ich dieser Auskunft auch geglaubt und den Rest des Weizens in mich hineingepreßt. Hinterher stellte sich heraus, daß noch 20 Minuten Zeit waren. Sehr witzig. Gemütlich ging es dann zum Stadion. Die Preisliste fand ich mal wieder beeindruckend.

Damit endet auch der erste Teil meiner Mission sinnlose Bilder. Das Banner wurde diesmal gegenüber der Tribüne aufgehängt.

Auch diesen Platz hat Freiberg uns voraus. Wie auch die Anzeigetafel und darum gruppierte Massen an Werbetafeln.

Da gab es auch wieder die Möglichkeit zu einem "SPORTVEREINIGUNG, DU ARSCHLOCH!", da der Stadionsprecher unseres Nachbardorfs es immer noch nicht gelernt hatte. Die Eingeborenen haben da ziemlich verständnislos geschaut. Typisch. Rechtzeitig war diesmal auch Rucki da und folgte meinem Beispiel.

Auf der anderen Seite, an traditioneller Stelle neben der Tribüne wurde natürlich wieder eine 07-Kolonie gebildet.

Daß das Banner nicht, wie letzte Saison, auf der Tribüne hing, war eine taktisch kluge Entscheidung. Nur unser Platz war taktisch schlecht gewählt. Die Sonne brannte gnadenlos und nur die Gastgeber waren (zu Beginn nur oben) geschützt.

Ich hoffe, daß unser Fanstratege dies auch bemerkt hat und wir nächstes Mal unterm Dach stehen! Dann rückte endlich der Anpfiff näher und ich bewunderte noch die zwei kleinkariertesten Fans der Liga.

Man erkennt das hier zwar nicht so gut, aber die Karos auf den Hemden dieser beiden Exemplare waren wirklich nicht besonders groß. Damit hab ich doch noch ein Sinnlosbild reingeschmuggelt. Egal.

Das Spiel begann schwungvoll von unseren Jungs und schon nach 8 Minuten war der Jubel riesengroß. Dabei fällt mir ein, daß mal wieder keine große Schwenkfahne zu sehen war. Dummerweise hatte ich in dem Moment den Rücken zum Spielfeld, weshalb ich nicht weiß, wer es gemacht hat, oder warum es nicht gegeben wurde. Auf den Schreck holte ich natürlich gleich ein Bier und spielte dabei gleich die Bedienung für Matthias. Was tut man nicht alles. In der 21. Minute gab es dann endlich, durch einen Flugkopfball von Marco Fischer, das hochverdiente 1:0. Geil! Die Stimmung war recht gut, wenn wir auch diesmal nicht wirklich einfallsreich waren. Um unserem Anspruch gerecht zu werden, war der Support dennoch ausreichend. Nur vom Unterhaltungswert waren wir dort natürlich schon besser. Kein pyrotechnischer Einsatz und es fiel nicht einmal eine Trötfeile über die Bande. Zum Spiel gibt es nicht viel zu sagen, außer daß wir mal wieder versäumten, weiter Tore zu machen. 0:1 war also auch der Halbzeitstand. Witzig fand ich noch, was so alles scharf auf ein Bier war.

Das Halbzeitprogramm war eher mäßig. Es wurde auf diverse Erfolge der Jugend hingewiesen und ein Pokal präsentiert.

Langsam zollte man auf unserer Seite der Hitze Tribut und es zeigten sich erste Ausfallerscheinungen.

Dennoch gab es auch noch ein paar fitte Leute.

Womit noch ein Kapitel sinnloser Bilder endet und die zweite Halbzeit endlich gewürdigt wird. Irgendwie hatte ich wieder frisches Bier (Sanwaldbrühe) und zwischendurch bei der Sprecherkabine Bescheid gesagt, daß man dem Sprecher mitteilt, wie wir heißen. Da saß auch ein Wagner drin und ich frage mich, warum ich nötig bin, um den Sprecher aufzuklären. Unser 1. Vorsitzender war diesbezüglich ebenso untätig im Schatten des Tribünendachs. Gaaanz schwach. Dabei fällt mir ein, daß sich auch ein Martin Hägele schon auf uns freut. Das sind dann sichere zwölf Punkte nächste Saison gegen Freiberg und Crailsheim.

Die zweite Halbzeit sah überlegene Gastgeber und konternte Gäste. Zählbares kam aber nicht heraus, also wars mal wieder ein Heimsieg für 07. Zwischendurch knallte es auch und ich beschwerte mich über die gefürchteten Freiberger Pyromanan. Bei uns passierte nichts, da wir endlich auch einen Fan-Ordner haben, wodurch solche Sachen natürlich unterbleiben. Nur eines der Kinder unseres badischen Großfamilienvaters meinte, randalieren zu müssen und zerschoß ein volles Weizenglas mit seinem Kunststoffball. Ich hätte es ja witzig gefunden, wenn es nicht meins gewesen wäre. So ein Jammer. Das schöne Bier.

Der Sieg wurde noch ausgelassen mit der Mannschaft gefeiert und dann abmarschiert.

Unterwegs wurden wir noch von einem Wagen mit Fanutensilien überholt. Die haben ja Material.

Die bekannte Kesselpauke, Fahnen, eine Sirene. Wenn ich ein Freiberger wäre, hätten die sicher auch eine lustige laute Fan-Szene. Gutes Material ist halt nicht Alles.

Mein Weg führte natürlich wieder in den gemütlichen Biergarten, wo sich auch noch andere 07er einfanden.

Ein paar Unvernünftige machten sich jedoch auf zum stickigen Zelt des Rettichfests. Selber schuld. Mein zerschossenes Weizen wurde ersetzt und die Curry-Wurst war auch recht schmackhaft. Zwischendurch wanderte Heiko nochmals zum Stadion zurück, um die Zaunfahne einzusammeln. Er hatte wohl kein Vertrauen mehr in meine Zuverlässigkeit. Naja, zumindest hab ich noch keine Fanartikel in nem Zug vergessen. Hmm, aber wenn ich mich jetzt so sehe, hat er vielleicht Recht gehabt. Die

Natürlich lichteten sich nach und nach auch hier die Reihen und ich machte mich auf die Suche nach den versprengten Fans. Auf dem Weg zum Zelt kamen mir aber gleich Mr. Barbarino mit dem Rucki entgegen. Also zurück zur Gemütlichkeit!

Ein oder zwei Biere später machten die sich aber auf den Heimweg und ich kann nur hoffen, daß sich keiner von den Beiden hinter ein Steuer gesetzt hat.

Irgendwie scheine ich doch der Einzige mit richtigem Durchhaltevermögen zu sein. Jedenfalls war irgendwann außer mir kein erkennbarer 07er mehr in Freiberg. Dennoch war es noch ganz amüsant und ich bekam sogar noch im Zelt die Gelegenheit einen motorisierten Transport zum Bahnhof auszuschlagen. Schon witzig, wenn man bedenkt, wie viele Mitfahrgelegenheiten mir vor dem Spiel angeboten wurden und wie ich dann in der immer noch glühenden Bruthitze durch Freiberg marschierte. Der Weg war zwar viel kürzer aber weitaus weniger idyllisch, als der Hinweg. Außerdem bestand er eigentlich nur aus einer schweißtreibenden Steigung. Wenigstens mußte ich keine Zaunfahne mehr mitschleppen und durch meine Schals mußte ich nicht frieren. Unbehelligt gelangte ich so zum Bahnhof in Ludwigsburg, wo ich einigen zwielichtigen Gestalten vom Ergebnis in Freiberg berichten durfte. Überraschend bekam ich sogar von einem Möglinger an der Bushaltestelle noch ein Bier spendiert und freundlicherweise ließ mich der Busfahrer büchsenbiertrinkend ausnahmsweise mitfahren. Der war sicher von mir eingeschüchtert.

Nach einem weitern Weizen und einer rettenden Pizza beim Italiener meines Vertrauens lief ich noch einer Gruppe um unseren LGA-Chef über den Weg, was allgemeines Staunen auslöste, aber zu nichts mehr führte. Ich schaffte es nur noch nach Hause und hab sogar dieses tolle Länderspiel gegen Kanada verschlafen.