Heimspiel an der Kreuzeiche

Sonntag, high noon. Pünktlich will ich den Heiko abholen, da geht das Fenster auf (erinnerte an das Knusperhäuschen im Märchengarten) und ein fast kahler Schädel meldete sich krank. Als ob das ein Argument ist, nicht zur Eintracht zu gehen.

Also allein nach Sindelfingen, lecker Kombimenü (scharf) beim KFC verzehrt (man weiß ja nie, was einen in Reutlingen erwartet) und schon um eins auf der B27 nach Reutlingen gewesen. Viel zu früh für das Wetter. Trotz gemächlicher Fahrt (max. 100) kam ich dann wirklich zu früh in Reutlingen an. Zum Zeitvertreib erwarb ich unterwegs noch spontan zwei Becks und war auch schon auf dem Gästeparkplatz (man is ja lernfähig).

Das Polizeiaufgebot war, nach letztem Sonntag, wie erwartet groß und der Parkplatz fast voll. Ich begab mich zum Gästeeingang, erwarb (7 Euro) eine Karte und leerte wartend das Bier in mich hinein.

Im "Stadion" wurden dann erstmal die sanitären Anlagen inspiziert. Scheiß Provisorien, unverändert eng und stinkig. Also wieder an die frische Luft (unterwegs noch eine Diskussion miterlebt über Trommeln und Fahnen und was alles nicht mit rein darf) und auf den Kurvenhügel.

Die neue Tribüne sieht ja nicht schlecht aus, paßt aber irgendwie gar nicht zum baufälligen Rest. Kurz darauf trafen auch noch Jens und Ronny ein, die ich schon seit Monaten nicht mehr gesehen habe, und brachten noch einen putzigen Schwaben (mit, zur Adventszeit passender, Kopfbedeckung) mit. Da nutzte ich auch gleich die Gelegenheit, die "Judas Adrion-Geschichte" (warum ich den Fau Äff Bäh hasse) zu erzählen und zeigte auch warum die Eintracht eigentlich DER Verein für mich ist.

Vor Spielbeginn gab es dann noch einen kleinen Tumult, als die Jungs von grün-weiß Göppingen meinten, die noch wartenden Frankfurter nicht reinlassen zu müssen (in dem Gedränge wurde Chrissie fast zerquetscht aber Konrad hat wohl noch aufgepaßt). Merkwürdig.

Das Spiel sollte dann zehn Minuten zu spät beginnen, weil irgendwelche reutlinger Schnarchzapfen es nicht schafften, pünktlich zu sein. Peinlich. Genauso peinlich finde ich die unsägliche Hosenversion von "You'll never walk alone", die noch gespielt wurde.

Das Spiel war ziemlich schlecht. Unser Sturm versuchte in der ersten Hälfte mehrfach die Kamera in der anderen Kurve abzuschießen und die Reutlinger brachten auch nichts Gescheites zustande. Der Gästesupport war üblich ordentlich und von den Reutlingern war wenig zu hören. Putzig fand ich die Fankolonie rechts oben auf der Tribüne, von der übrigen Tribünengesellschaft deutlich abgesondert. Stimmung versuchte wieder nur die, schrill klingende, Stadionsprecherin (ob J.B.O. die kennen und für die "KA ALDE KA GSCHREI" (auf der "Explizite Lyrik") geschrieben haben?) mit der Stadionanlage zu machen. Das klappte aber weder bei der Mannschaftsvorstellung, noch bei Eckbällen (Queen-Getrommel aus "we will rock you"), noch nach dem Tor. Aber ich greife vor.

Zur Halbzeit war natürlich der Gästeblock ge- und wir dadurch eingesperrt, was zu zwei bis drei sinnlosen Diskussionen mit dem Ordnungsdienst führte.

Die zweite Halbzeit lief genauso langweilig, wie die erste, es war ein typisches 0:0 Gegurke, außer daß Reutlingen in der 67. Minute den Siegtreffer erzielte. Danach präsentierten die Reutlinger im "Quarantäneblock" auf der Tribüne ein paar Doppelhalter und stimmten später noch ein "steht auf, wenn ihr Schwaben seid" an, wobei ich mich natürlich angesprochen fühlte ... ich stand aber schon. Gegen Spielende hatte dann wohl ein Fahnenschwenker die Schnauze voll (ohne Fahnenstange is des halt nix) und begab sich mit seinem Material auf den Stehwall. Dummerweise stand ich seinem Schwenkbedürfnis etwas im Weg und der Meister Stein hieb mit seinem Stoff in mein Gesicht. Mit meinem "schmerzerfüllten" Ruf nach einem Sanitäter brachte ich ihn etwas aus dem Konzept, aber es war wohl zu leicht erkennbar, daß ich das spaßig fand und  jeder ging seiner Wege (grins).

Nach Spielende hielt uns die Polizei ausnahmsweise nicht auf und ich verabschiedete die Anderen, die natürlich nicht auf dem Gästeparkplatz parkten. Es kamen dann noch ein paar Spieler in die Kurve und anschließend machte ich mich, als die hysterische Stadionsprecherin, deren Stimme klang, als sei sie kurz vor dem Nervenzusammenbruch, wieder durch das Stadion keifte, auch auf den Weg (geiler Satzbau, gell?!). Die Rückfahrt gestaltete sich auch wesentlich zügiger als bei Heimspielen (scheiß Gleisdreieck)!

Fazit: Das Spiel war Kacke, aber der KFC und die Gesellschaft im Gästeblock glich das bei weitem wieder aus, sodaß für mich Reutlingen wieder eine Reise wert war.

Frohes Fest, nen Guten Rutsch und eine erholsame Winterpause wünsche ich!