Unter Freunden im Saarland

 

Da wir den 16. Spieltag mit einem 2:0-Sieg gegen Freiberg bereits am 11. September erfolgreich über die Bühne gebracht hatten, war Ludwigsburg heute spielfrei und die LGA wollte einen Überraschungsbesuch zu den Idarern unternehmen. Leider war Artur familientechnisch verhindert und Jule meinte, den Ground schon zu haben (faule Ausrede), wurden es von unserer Seite leider nicht mehr Leute.

Samstag, mitten in der Nacht. Den geilen Heimsieg der Eintracht noch in den Knochen, das Weiße in den Augen nicht zu entdecken mit einem widerlichen Geschmack in der Gosche. Und so sollte ich fahren. Also zwei Landjäger gefrühstückt, notdürftig für Maulhygiene gesorgt und pünktlich um zehn beim Heiko eingetroffen. Er kam dann auch gleich, rucksackbepackt, heraus und die Reise nach Saarbrücken konnte beginnen. Im Gegensatz zu gestern hatte er ans Bier gedacht. Dafür hatte er natürlich die Kamera und nen Schal vergessen. Egal, es gab kein Zurück. Bei der ersten Rast stellten wir dann fest, daß ich gestern an der gleichen Stelle bereits die doppelte Menge in mich hineingeleert hatte, aber da wars ja auch schon später am Tag. Erwähnenswert auf dem Hinweg war noch Heikos Pöbelaktion gegen ein paar Bayern. Erst als er den Bus bemerkte, hörte er damit auf (grins). Danach gab es noch zwei weitere ereignislose Pausen und dann waren wir gegen ein Uhr in Saarbrücken. Da hätt ich mich auch noch mal herumdrehen können, vor dem Aufstehen.

Am Kassenhäuschen waren bereits drei Ordner, die uns bestätigten, daß hier das Oberligaspiel gegen Idar stattfindet. Leider war das Häuschen noch nicht besetzt, sodaß es hieß, wir müßten warten. Die Spieler von Saarbrücken machten einen höflichen Eindruck und grüßten uns sogar, obwohl ich erkennbar für Idar war. Erstaunlich. Den ersten Höhepunkt gab es nicht viel später. Der Mannschaftsbus erreichte den Parkplatz und das Gesicht, das der staunende Benny aus dem Bus herausmachte, werde ich wahrscheinlich mein Leben lang nicht vergessen (und da war keine Kamera dabei). Dann wurde erst mal ausgiebig sich begrüßt und festgestellt, daß keine Kamera dabeizuhaben übel ist, aber eine Digitalkamera OHNE Batterien ... putzig!

Endlich durfte man, für nur noch 5 Euro, ins Stadion und da ein Tor offen stand, machte ich mich auch gleich daran das LEGION GELBE ADLER Banner am Zaun aufzuhängen. Der Bierstand war auch recht interessant. Lyoner vom Grill, tsts. Dafür gab es aber ein repektables Stadionblatt mit immerhin acht Seiten in dem der Gast ausführlichst vorgestellt wurde und das alle Statistiken enthielt, die man sich wünschen kann. Zwischendurch wurde Benny angerufen und kündigte eine Überraschung an. Nach und nach trudelten auch andere Zuschauer ein und es stellte sich heraus, daß mit uns tatsächlich niemand gerechnet hat (Überraschung gelungen, hehe). Leider gab es wieder keine Gelegenheit, die andere Idarer Fan- Gruppierung zu erleben. Dafür war aber ein Häuflein (etwa ein halbes Dutzend) Saarbrücker in der Kurve, das sich als die "Saar-Chaoten" entpuppte.

Die hatten etliche Doppelhalter und ein Megaphon dabei und erinnerten mich mit ihrem Gehabe an unsere Nachbarn in der Verbandsliga. Naja. Vor dem Anpfiff machte Heiko noch Bekanntschaft mit den dortigen sanitären Anlagen ... und war begeistert. So begeistert, daß Benny ein Foto (er hatte inzwischen Batterien vom Eise bekommen) davon machen mußte ... putzig.

Außerdem bedankte sich der Stadionsprecher bei allen Zuschauern, die trotz Bundesliga hier im Stadion waren, woraufhin der Ruf erschallte "Bundesliga interessiert doch keine Sau".

Das Spiel lief dann in eine Richtung und der Support war nicht übel. Wir sollten unsern Frank mal zu einem Trommlerlehrgang nach Idar schicken. Das Megaphon der Saarländer erboste Heiko derart, daß er diesen Kindergarten aufs übelste beschimpfte. Die Sprechchöre "In Wehen vermißt euch keine Sau" oder "Das Taschengeld hat nicht bis Wehen gereicht" resultierten daraus. Auch ich mußte mich natürlich melden und bewies, wie laut man auch ohne Megaphon sein kann. Geile Akustik übrigens im Ludwigspark. Auch mit den Ordnern wurde manch verbaler Schabernack getrieben. Die Stimmung bei uns war also ganz passabel und zur Halbzeit hätte man locker mit 2:0 führen müssen, aber, wenn man die Chancen nicht reinmacht (Winnie is überall) ... In der Halbzeitpause nutzte ich die Gelegenheit und erwarb eine Rote, die gar nicht übel schmeckte. Heiko bastelte sich aus einem Biebecher ein Megaphon und schon hätte es weitergehen können ...

wenn das Pfeifentrio rechtzeitig aus den Katakomben gekommen wäre. Ich wünschte denen spontan einen guten Morgen und sie wurden auch musikalisch motiviert wieder an die Arbeit zu gehen (grins). Reine Spekulation war übrigens, daß die drei zu lange unter der Dusche gebraucht hätten.

Auch in der zweiten Halbzeit war die Stimmung recht gut bei uns und wurde durch den längst fälligen Führungstreffer natürlich noch gesteigert (Deutschland 1 Frankreich 0), was manch einem Tribünenrentner (Spekulation) nicht paßte.

Leider ließen die Idarer die Gastgeber fortan ins Spiel kommen, was natürlich (wie Winnie sagen würde) sich rächte. Die Stimmung ließ nach dem 1:1 etwas nach und es wurde mehr gepöbelt. Kurz vor Schluß, als es eigentlich offen hin und her ging, wurde das Spiel leider 2:1 verloren und ich stellte fest, daß die Idarer nicht so niederlagenerprobt sind, wie wir.

Zum Glück hatte Saarbrücken 2:0 in Wehen verloren und Kaiserslautern erging es auch nicht besser. Also eingepackt und den gegnerischen Spielern beim Feiern zugeschaut. Normalerweise hätte unser Mob auf der Tartanbahn aber in die reinrennen müssen wie die hämisch zu uns "die Welle" machten. Ein (!) Spieler aus Idar kam sogar noch zum abklatschen. Ein weiterer Spieler machte noch einen konfusen Eindruck, wie er an uns vorbeiging und dann wieder zurück. Der suchte wohl die verlorenen Punkte (grins). Ich brachte dann das Banner ins Auto und ging dann zum Stadion zurück.

Die letzten Zuschauer (sollen rund 150 gewesen sein) verließen das Stadion und auch die "Saar-Chaoten" begaben sich zu ihren Rollern (sind halt Kinder). Nach und nach wurden die Idarer verabschiedet und mit ein paar noch am Eingang verweilt und sich unterhalten. Als nur noch Benny bei uns stand, begann es auch endlich zu schiffen, was mich auch dazu inspirierte. Als der Trainer endlich auch auftauchte, versuchten wir ihn zu rekrutieren. Leider widersetzte er sich allen Angeboten unsererseits. Schade. Zuletzt kam noch der Schreiberling von Idar vorbei und machte quasi ein Interview mit uns. Der konnte es irgendwie nicht fassen, daß wir für dieses Spiel einfach 250 Kilometer runterreissen. Da bin ich mal Montag auf den Bericht gespannt (gell, Benny). Dann wurde es Zeit zu gehen und wir verabschiedeten uns.

Auf der Rückfahrt war das Interessanteste die Bundesligaberichterstattung (obwohl das eigentlich, wie erwähnt, niemanden interessierte) im Radio, auch wenn es eine Weile dauerte, bis wir einen Sender fanden, der nicht frankophil war, tsts. Durch Saarbrücken zu navigieren ist bei Nacht und Regen auch nicht leicht und irgendwie fuhr ich auf der Autobahn erst in die falsche Richtung (gen Frankreich, aber nicht als Geisterfahrer). Der Fehler war aber rasch behoben und die Fahrt verlief unfallfrei. Wie wir an Kaiserslautern vorbei fuhren und das erleuchtete Stadion sahen, mußten wir noch an Tonnenknut denken und spekulierten, was der wohl so getrieben hat (schmunzel). Naja, eine Rast gab es noch, ich setzte Heiko zu Hause ab und das wars.

Trotz Niederlage und gewaltiger Spritpreise wieder mal ein gelungener Fußballtag unter Freunden. Es wird nicht der letzte gewesen sein!

Die Bilder sind vom Benny (wie im Bericht erwähnt). Danke dafür und für den Zeitungsbericht!

Nahe Zeitung vom 25.11.2002

SAARBRÜCKEN. Das hatten sich Andreas Adler und Heiko Müller doch ein wenig anders vorgestellt: Die Anhänger der Sportvereinigung Ludwigsburg waren am Samstag eigens rund 250 Kilometer angereist, um die befreundeten Fans des SC Idar-[BAD] beim Fussball Oberliga Spiel ihrer Mannschaft gegen die zweite Garnitur des 1.FC Saarbrücken zu unterstützen. Dass der SC im Ludwigsparkstadion eine bittere 1:2-Pleite einsteckte und damit die Tabellenführung abgeben musste, enttäuschte die Fussballfreunde aus dem Württembergischen natürlich ganz besonders.
BLA BLA BLA
Coach Mörsdorf wirkte nach der unerwarteten Pleite im Ludwigpark deprimiert, hatte aber auf dem Weg zum Mannschaftsbus doch noch einen Grund zum Schmunzeln: Die angereisten Ludwigsburger Fan wollten den Idarer Übungsleiter gleich mit nach Hause nehmen, da der eigene Klub seit kurzem trainerlos ist. Doch Mörsdorf trotze den leidenschaftlichen Abwerbeversuchen. Wohl auch in der Hoffnung, dass die Formkurve seiner Mannen künftig wieder steil nach oben verläuft...

Andreas Ahrens