Nöttinger Übermacht

Samstag, der 2. August 2003. Erster Spieltag der Oberliga Baden-Württemberg. Wir hatten das Vergnügen den FC Nöttingen empfangen zu dürfen. Da ich mein langes Wochenende hatte, stand für mich einem Besuch des Spiels nichts im Wege. Der Anpfiff war auf 17 Uhr angesetzt und ích fand mich eine dreiviertel Stunde vorher am Ludwig-Jahn-Stadion ein. Vor dem Stadion lungerten auch schon ein paar Ludwigsburger herum, die auf den Bringer der neuen Dauerkarten warteten. Da ich beruflich bedingt keine Dauerkarte benötige, begab ich mich direkt hinein.

Der erste Schock kam dann gleich in Form des Stadionblattes. Hat doch irgendein Idiot das Wappen links oben falsch abgedruckt. Naja, mit der Führung wundert mich nichts  Da mir Heiko das große Banner mitgegeben hat, ging es dann direkt zur Tribüne, wo ein zweiter Vorsitzender und ein Jugendleiter gegrüßt wurden. Als das Banner hing, staunte ich nicht schlecht über eine stattliche Anzahl von Nöttingern, die sich unter dem Richterturm tummelten.

Ohne Verzögerungen begab ich mich aber direkt zur Gegengeraden, wo auch langsam ein paar Ludwigsburger eintrafen. Bei glühender Sommerhitze machte kaum Einer einen motivierten Eindruck. Wie auch immer, ohne Schwenkfahnen erwarteten wir den Anpfiff. Zuvor bemerkte ich noch, daß ein 07er ein schwarzes T-Shirt trug, mit einem erzhäßlichen Wappen auf der Brust. Der Träger meinte auch noch, mich als Adler anpöbeln und  mir das 07-Fansein absprechen zu müssen. Naja, von jemand, der (auch) wegen mir kein Auswärtsspiel mehr besucht und den man bei Spielen eh überhaupt nicht hört, hat so etwas natürlich kein Gewicht. Übrigens trug ich aus Protest gegen die indiskutable Leistung vom Mittwoch (3:1-Niederlage und Erstrundenpokalaus in Schwieberdingen) nur ein neutrales graues T-Shirt.

Jedenfalls begann mit dem Anpfiff traditionell unser Support und endete auch gleich wieder. Da Einige sich zurückhielten und lieber oben auf den Stufen saßen, wurde das Spiel hauptsächlich schweigend, oder sich mit dem Nebensitzer unterhaltend, verfolgt. Anfeuernde Gesänge waren eher selten und nach fünf Minuten stand es auch schon 0:1. Die Euphorie nach dem Ausgleich durch Pele in der 22. Minute währte auch nicht lange, da die Nöttinger zwei Minuten später zum 1:2 kamen. Am Applaus konnte man auch bemerken, daß die Nöttinger tatsächlich in der Überzahl waren. Dazu fand sich eine kleine Kolonie links von uns in der Kurve ein. Putzig war die "griechische" Fahne, die die 12-14-jährigen Buben dabei hatten. Sachen gibts. Gehört hat man die Gäste allerdings weiter nicht. Bis auf ein paar Pöbelversuche aus der Kurve, die uns, bedingt durch die noch nicht richtig entwickelten Stimmchen aber nur erheiterten. Bis zur Pause ereignete sich nichts mehr. Ein Ärgernis, vom Spielstand abgesehen, war aber das ständige Gepöbel gegen die eigenen Spieler von zwei ganz alten 07ern. Den Hinweis, daß der Verantwortliche für unsere Misere drüben im Richterturm sitzt, hat der Eine leider nicht verstanden. Irgendwie hätt der eh besser auf die Tribüne gepaßt.

In der Halbzeitpause wurde wieder nur von ca. drei Leuten Dr Lomb mitgesungen und schon gings auch wieder los. Stimmung kam wieder nicht wirklich toll auf und ich bemerkte dann ein Leintuch über der Bandenwerbung in der Kurve. "Ultras Nöttingn" kannte ich bisher auch nicht. Was für ein Kindergarten. Was mich erbost ist aber die Tatsache, daß inzwischen jeder Depp seinen Scheiß über unsere Werbebanden hängen darf. Sollten wir nächstens auch mal probieren um zu sehen, was dann passiert. Jedenfalls bemühten wir uns weiter um Stimmung aber erst als wir uns auf niveaulosen Sinnlossupport verlegten, lochte Pele in der 63. Spielminute wieder ein. Schön. Wir wollten natürlich noch mehr aber acht Minuten später lagen wir schon wieder zurück. Unbeeindruckt feuerten wir unsere Mannschaft weiter an und in den Dauersingsang zum Spielende fiel noch das 2:4 in der 90. Minute. Trotz Peles Doppelschlag verloren, weil ansonsten nicht einmal die Mannschaftsstützen der letzten Saison Normalform erreichten. Meine dritte Niederlage innerhalb von vier Tagen. Scheiß Fußball.

Als die Gästekinder dann über den Rasen wanderten, bedachten wir sie noch mit "Windeln wechseln"-Gesängen und die tolle Tribüne beschimpfte und bepöbelte unsere Spieler. Sind halt Edelfans. Beim Gang zum Ausgang unterhielt ich mich noch mit nem Nöttinger, pöbelte etwas mit unserem Stadionversprecher, packte das Banner wieder ein und machte mich vom Acker. Schließlich wartete beim Getränke Roßnagel eiskaltes Hefeweizen vom Faß, um den Kummer zu ersäufen (grins)!