Hirnschmelze in Ludwigsburg

Donnerstag, 21. August 2003. Ein seltsamer Spielplan gilt diese Saison. Nur weil eine Mannschaft mehr in der Oberliga antritt, ständig "englische Wochen" zu veranstalten versteh ich nicht so ganz. Beschweren kann ich mich natürlich nicht, denn je mehr Spiele unter der Woche stattfinden, desto mehr kann auch ich sehen.

Spielbeginn 18.30 Uhr. Da ich frei hatte, war ich bereits eine Stunde vor Spielbeginn im Stadion und hängte das große Banner an die Tribüne. Bei der Gelegenheit sah ich auch schon ein paar Freiburger in der MTV-Kurve und eine zugehängte Bandenwerbung. Sowas interessiert aber bei meinem Verein seit dem Ulm-Desaster niemand mehr. Schade eigentlich. Die drei Fahnen am Eingang hingen übrigens schon wieder nicht und mich beschlich zum Spiel ein schlechtes Gefühl. Mit meiner tollen schwarz-gelben Perücke zog ich natürlich die allgemeine Aufmerksamkeit auf mich, aber was solls. Mit dem Postler und Mr. Barbarino ging es dann zur Gegengeraden.

Der Zeitpunkt des Anpfiffs rückte immer näher und ich begann mir Sorgen um die Schwenkfahnen zu machen. Zwar hatte ich am Vorabend telefoniert und ging daraufhin davon aus, daß sie zum Anpfiff da seien, aber das haute nicht hin. Zwischendurch wollte mich wohl jemand, der auch schon mal ein Cannstatter Wappen auf der Brust trägt, anmachen, was aber nicht funktionierte. Ich zeigte meine Freiburg-St.Gallen und Dynamo Dresden Schals und dann fiel dem nix mehr ein. Ganz kurz wurde noch über Zuverlässigkeit diskutiert und dann ging es auch schon los.

Zum Anpfiff waren wir mal wieder recht laut und auch die Freiberger machten sich ganz gut in der Kurve. Das Spiel gestaltete sich etwas einseitig. Die Freiburger waren der erwartet schwere Gegner und wir stellten uns an, wie auch schon in den vorausgegangenen Heimspielen. Nach 10 Minuten etwa kamen dann tatsächlich zwei Schwenkfahnen, wobei einer der Teleskopstangen das letzte Segment fehlte. Wurden die Gäste also nur mit einer Fahne beeindruckt (Wir ham ne Schwenkfahne und ihr nicht). Nen Anlaß zum Schwenken gab es leider keinen während der ersten Halbzeit. Die Freiburger dominierten das Spiel und wir konnten uns bei Robi bedanken, daß es erst in der 44. Minute in Rückstand gerieten. Unsere Abwehr sah da mehr als schlecht aus. Für Kurzweil sorgte nur allerlei Dummgelaber über meinen Hirnschmelzsupport (durch den Hitzestau vom Haarteil), Einzelgesangseinlagen wie "bei Null-Sieben bin ich die Attraktion" und Verballhornungen des Namens unseres Vorsitzenden. Von "Maser of the Universe" mit "Maserplan" war da die Rede und auch an "Sado Maser" aus dem LGA-Forum wurde erinnert. Supportmäßig hatten beide Seiten ihren Spaß, wobei bei uns mal wieder zu Viele einfach nicht mitmachten. Zum Glück war ich da und motiviert (angeb). Amüsant wurde auch ein putziges kleines "Ultra Boyz"-Banner, neben dem Richterturm hängend, gefunden.

Zur Halbzeit verteilte ich flugs die paar Liedtexte, die ich dabei hatte und wanderte zu den Freiburgern. Die hießen mich natürlich auch gleich herzhaft willkommen und ich versuchte die Zaunfahne abzulichten, die eine Bandenwerbung verdeckte. Leider ging mir in dem Moment der Strom aus und auch die Nacktarschpräsentation einiger Gäste änderte daran leider nichts. Wär aber sicher ein putziges Bild geworden. Ich unterhielt mich noch etwas und versuchte beim "Lomb" dann mitzusingen, was ich aber abbrach und wie es schien, nutzte auch kein Ludwigsburger die verteilten Texte. Schade eigentlich.

Die zweite Halbzeit war quasi ein Spiegelbild der ersten. Die Gäste überlegen und wir fast ohne Chancen. Die Anfeuerung ging aber natürlich weiter, schließlich ist der Ludwigsburger Fan rückstanderprobt. Daß dieser wieder aufgeholt werden könnte, sah auf dem Feld zwar nicht so aus, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Während wir uns aufs Singen konzentrierten, machten die Gäste in der Kurve eine Polonaise. In der 63. Minute hatten die noch mehr Grund zur Freude, denn es fiel das 0:2. Naja, wir supporteten weiter, was das Zeug hält, zwischendurch provozierte noch unser Stadionversprecher mit der Vorstellung eines Stuttgarter Spielers (Kuranyi oder so) auf der Tribüne, woraufhin jeder hörte, daß alle Klubs aus Stuttgart Scheiße sind. Das letzte Erwähnenswerte des Spiels war noch die gelb-rote Karte für den eingewechselten Manuel Wengert, der nach Gelb für ein Foul seine Klappe nicht halten wollte. Genutzt hats uns natürlich auch nichts mehr. Die NBUler machten noch sowas wie "Faules Ei", was wir mit "Kindergeburtstag"-Gesang bedachten und die letzten 07 Minuten gab es den obligatorischen Dauergesang (Oooleee Nuull Sieeben) von uns und die letzte Minute, als die meisten der 350 enttäuschten Zuschauer schon gegangen waren, wehte noch die Fahne im Wind.

Als die Freiburger ihren Sieg feierten, hörten wir natürlich noch nicht auf, aber im Gegensatz zu uns, wurden die von ihrer Mannschaft aufgesucht. Nach einpacken der Schwenkfahne ging es dann bepackt zum Ausgang und ich brachte das Zeug zu meinem Kofferraum. Auf dem Weg zurück zum Stadion konnte mich unser Sprecher noch immer nicht über den Ausgang des Spiels in Weinheim aufklären und machte einen genervten Eindruck. Egal. Die Zaunfahne wurde abgehängt und die Freiburger Ultras vergnügten sich immer noch im LJS. Saßen die doch tatsächlich auf der Auswechselbank und feierten ihre Spieler beim Auslaufen. Daß Freiburger nur Fahrrad fahren, wurde allerdings dementiert (grins).

Unterm Richterturm war die Stimmung eher mäßig und ich brachte den Rest unseres Materials zu den Schwenkfahnen. Im Vereinsheim sah ich anschließend gar niemand von uns und so begab ich mich ein letztes Mal zum Richterturm, wo ich mein erstes und letztes Bier des Tages zum Abschied trank. Mehr gibt es von diesem enttäuschenden Tag leider nicht zu berichten.