Heimspiel gegen Reutlingen

Samstag 6. Dezember 2003. Nikolaus. Und Heimspieltag im Ludwig-Jahn-Stadion. Diesmal sollte der SSV Reutlingen zum letzten Spieltag des Jahres zu Gast sein. Außerdem hatte sich eine Delegation aus Idar angekündigt. Um 11.30 Uhr sollten die Idarer in Ludwigsburg ankommen und um die Zeit bis zum Anpfiff um 14 Uhr zu überbrücken, bot sich der barocke Weihnachtsmarkt an. Mir steckte mal wieder der Vorabend in den Knochen uns so kam es, daß ich um 5 nach 1 etwa eine Begegnung mit einem Omnibus hatte. Dieser war auf dem Weg geradeaus Richtung Waiblingen, wo das Schild nach links zum Stadion wies. Kurzentschlossen holte der Fahrer dann in letzter Sekunde aus und bog vor mir auch links ab. Putzig fand ich die Nikolausmützen, die durch die Fenster zu sehen waren. Ich kürzte den Weg dann etwas ab, parkte ein, nahm unsere Zaunfahne aus dem Kofferraum und begegnete dann erneut dem Bus, der auf dem Radweg seine Passagiere entließ. Die Reutlinger machten auch gleich verbal auf sich aufmerksam und ich mischte mich auf dem Weg zum Eingang darunter.  Im Stadion wurden die Gäste von anwesenden Uniformierten zur Kurve ...

... gewiesen und ich begab mich zur Tribüne um die Fahne traditionell dort aufzuhängen. Dabei fiel mir auf, daß die meisten Sitzschalen ersetzt waren. Warum die neuen blau sind will mir aber nicht einleuchten. Wie auch immer, auf den Schreck gab es erstmal ein Weizen unterm Richterturm. Mitten im Genuß tauchten dann auch schon die Idarer auf und ich beschwerte mich gleich über das Wetter, das sie dieses mal mitgebracht hatten. Den schwarzen Peter bekam ich aber gleich zurück und sie hängten ihre Fahne auf.

Dann mußte ich mich noch über die Stadionbeschallung aufregen. Eisern Union im Ludwig-Jahn-Stadion zu spielen fand ich unangemessen. Auch das Stadionblatt enthielt einen üblen Aufreger. Wurde da doch tatsächlich dem Judas Adrion zum 50. Geburtstag gratuliert. Als dann noch Artur dazukam ging es zur Gegengeraden. Erstaunlicherweise war beim heutigen Heimspiel kein Flohmarkt. Wenigstens was.

Trostlos wie das Wetter war da unsere Kulisse und es sah nach zahlenmäßiger Überlegenheit der Reutlinger aus, die hauptsächlich in der MTV-Kurve standen und für die der ehemalige 1b-Stand geöffnet war. Damit die dort blieben stand ein Stück Bauzaun in der Kurvenmitte, der so den Gästebereich begrenzte. Trotzdem standen ein paar Reutlinger Normalfans bei uns herum. Fahnenmaterial war weiter auch nichts bei uns, obwohl der Rucki mit Familie da war.

Dann ging auch schon das Spiel los und wir boten den Reutlingern nach besten Kräften lautstark Paroli und auch der mal wieder zu spät kommende Jule wurde schon am Eingangsbereich von uns begrüßt.

Wenigstens hatte der die 07-Zaunfahne dabei. Zwischendurch war ich aber schon erstaunt, wie die Reutlinger ihr Echo von der Eishalle zurückbekamen. Das Spiel war ziemlich ausgeglichen und nur der Assi auf unserer Seite fiel negativ durch allerlei zweifelhafte Winkereien auf. Außerdem hatten die Reutlinger die besseren Chancen und wir konnten uns mal wieder bei Robert Belosevic bedanken, daß nichts richtig Entscheidendes geschah und es so torlos in die Pause ging.

In der Halbzeitpause mußte ich dann plötzlich meine Flasche abstellen und begann einen Lauf zur Tribüne. Jule sollte mir folgen, als er mir vom Bierstand entgegen kam. In der Kurve war ich aber immer noch allein und sah mich schon auf verlorenem Posten den Reutlingern gegenüber, die auf der Tribüne unser Banner durch eine eigene Zaunfahne ersetzen wollten. Wie ich ziemlich außer Atem am Ort des Geschehens ankam, waren Rucki und Jule bereits da und auch die Polizei war präsent. Irgendwie wollten da auch ein paar zivil gekleidete Gäste sich mit uns messen. Merkwürdige Leute. Als von einem die Personalien aufgenommen wurden, schallte es auch Nazi  herauf. Kennt man ja, wenn man auf Streit aus ist, stellt man den Kontrahenten in die rechte Ecke und schon ist man im Recht. Als die ganze Angelegenheit bereinigt war,

... zogen wir wieder ab. Beim Richterturm fiel mir aber auf, daß die Fahne wieder nicht richtig hing. Beim richten mußte ich dann feststellen, daß da wohl irgendeine Mistratte von unten ordentlich dran gezogen haben mußte, denn ein Bendel war abgerissen. Sauerei. Jedenfalls band ich das Ding wieder ordentlich fest und ging dann auch wieder zurück zur Mittellinie. Diego hatte dann noch einen sehr schönen Einfall. Immerhin haben wir kein SS im Vereinsnamen. Schutzstaffelverein. Ein Brüller.

Die zweite Halbzeit war dann wieder nicht gerade berauschend von uns. Chancen blieben weiter Mangelware und die Gäste spielten in ihren häßlichen grünlichen Trikots etwas besser. Der Fan-Haufen hatte sich getrennt und eine Kolonie unterm Richterturm gebildet. Dadurch kam der Hin- und Her-Singsang da drüben etwas besser, auf die Lautstärke hatte die Trennung aber eine negative Auswirkung. Auch die Häufigkeit der Gesänge nahm in der zweiten Halbzeit drüben ab. Leider kam dafür in der 78. Minute ein Aufschwung durch das 0:1 was die Reutlinger unterm Richterturm fast den Platz stürmen ließ. Irgendwie ließ der Rückstand unsere Jungs endlich aufwachen und unser Spiel wurde etwas besser. Die Stimmung war bei uns weiterhin ganz gut und wir verlegten uns aufs richtig anfeuern. Für Sinnlossupport hatte da auch keiner was übrig. Leider brachte alles nix und ungefähr fünf Minuten vor Schluß kam von Rucki der Vorschlag, schon zur Tribüne zu gehen. So machten wir zwei uns also auf den Weg die Fahne zu sichern, da wir der Polizei nicht zutrauten, das für uns zu unternehmen. Vor dem Kaffee- und Kuchenstand rief uns dann jemand aus einer Gruppe etwas zu und wollte vom Rucki wissen, ob er einer der gelben Adler sei. Daraufhin stellte ich mich vor den Fragesteller hin und wollte wissen, worum es denn ginge. Der war dann wohl etwas konfus, faselte was von nem Fascho und wollte wissen, was das vorhin auf der Tribüne sollte. Komische Frage dachte ich und meinte, wenn jemand unsere Fahne abhängen wolle, wär ich halt da. Dann wollte der wissen, ob wir uns boxen wollten und schlug ein 4 gegen 4 vor. Das fand ich dann aber zu lächerlich und wanderte weiter. Wenn sich jemand mit mir prügeln will, soll er einfach anfangen und dann sieht man ja, wies ausgeht aber auf derartiges Gelaber muß ich nicht eingehen. Die letzten zwei Minuten sahen wir dann von der Tribüne aus. Auffällig fand ich, daß von der Gegengeraden gar nichts mehr zu hören war. Ohne Rucki is dort halt gar nix los. Wär mit Rucki aber wahrscheinlich auch nicht anders gewesen, da wir eigentlich alle die Schnauze voll hatten. Mit dem letzten Eckball hätten wir dann wahrscheinlich den Ausgleich erzielt, aber bevor er ausgeführt werden konnte, pfiff der Schiedsrichter einfach ab. Damit war die letzte Niederlage in 2003 besiegelt und die Reutlinger stürmten den Platz.

Während also die Gäste recht ausgelassen mit ihren Spielern feierten packten wir die Fahne zusammen und ich brachte das Ding gleich ins Auto. Anschließend ging ins Stadion zurück, wo im Eingangsbereich die Idarer und ein paar von uns herumstanden.

Als dann ein paar erlebnisorientierte Gäste vorbeizogen wurde es kurz brisant, als die abschließend Streit suchten. Als dies nicht fruchtete und dann ein paar Uniformierte sich unter die Kontrahenten mischten, zogen die von dannen zu ihrem Bus. Die restlichen Reutlinger waren normal und es passierte natürlich nichts mehr. Es wurde ein frohes Fest und nen guten Rutsch gewünscht und man begab sich zur Bierversorgung zum Richterturm.

Dort waren auch noch ein paar angetrunkene Gäste ...

... und man sang und trank etwas zusammen. So stell ich mir das vor.

Wie dann die allgemeine Verabschiedung vorüber war, führte mich mein Weg auf nen Glühwein zum Weihnachtsmarkt und dann nach Hause. Witzig wurds dann später im Bistro, wie ein Heiko nen geilen Schal mitbrachte. So fand der Tag sogar noch ein versöhnliches Ende.

Abschließend muß ich noch sagen, daß die Polizeitaktik diesmal voll aufging. Die verhielten sich unauffällig, waren aber immer da, wenn es drauf ankam. So hätt ich mir das gegen Ulm gewünscht.