Spatzen in Ludwigsburg

Donnerstag, 10. Juni 2004. Letzter Spieltag und der gegen Ulm. Im Vorfeld wurde ordentlich die Werbetrommel gerührt und so kam es, daß sich eine stattliche Anzahl Idarer und auch sonstige Bekannte angesagt hatten. Zum Abschied der Saison war auch eine kleine Pyro-Show vorgesehen, was aber geheim gehalten wurde.

Durch widrige Umstände am Vorabend kam es, daß es mit meinem Wohlbefinden nicht weit her war und ich mußte noch mein Auto vom TV-Möglingen-Parkplatz abholen. Zurück zu Hause wurden noch die Sachen gepackt und Kontakt zu den Idarern aufgenommen. Da die bereits in Ludwigsburg waren, war keine Zeit mehr zur Erholung und kurz nach 1 traf ich den befreundeten Mob im Vereinsheim. Peinlich finde ich, daß unsere Freunde aus Idar zu neunt zum letzten Spieltag in Ludwigsburg anreisen, dafür aber manch altgedienter 07er währenddessen urlaubt. Ich litt also vor mich hin, bemerkte, daß ich keinen Hunger hätte und bestellte deshalb ein Pola-Pola. Nach dem Spezi mußte ich auch noch drei Apfelsaftschorle in meinen schwitzenden Leib zwingen und allerlei Spott der fitteren anderen Gäste über mich ergehen lassen. Es waren also sehr unterhaltsame Stunden vor dem Spiel. Nur die Musik war sehr schlecht ... bis der Jürgen nen gescheiten Sender einstellte. Danach gab es sogar Gelegenheiten zum mitsingen.

Nach der Mahlzeit ging es dann knapp 2 Stunden vor Spielbeginn auf den Parkplatz, wo man noch etwas gesellig war. Ein Esslinger Fahrzeug wurde da besonders putzig gefunden.

Mit allerlei Ulmer Aufklebern verschandelt und dem rosa Tuntenköfferchen daneben sorgte das für allerlei Heiterkeit. Benni wurde noch ein versprochenes Alpirsbacher Kellerbier zum Geschmacksvergleich überreicht und noch bei der Oststadtküche geläutet. Dummerweise war niemand daheim und so blieb ich weiterhin der einzige 07er bei unseren Gästen.

Kurz nach 3 wurde dann zum Stadion gezogen, wobei ich unterwegs mein Gepäck aufnahm und gleich nen Träger rekrutierte. Am Eingang wurden die Idarer auf unsere herrlichen Fahnen, die schon an den Masten wehten aufmerksam gemacht und auch das Polizeiaufgebot war mal wieder beeindruckend. Für die Ulmer war diesmal, wie schon für die Reutlinger, die MTV-Kurve vorgesehen. Aufgrund des vorgesehenen Pyro-Einsatzes wurde diesmal nichts an der Tribüne aufgehängt und die erste Rast fand in der Eishallen-Kurve statt, wo die 07-Ludwigsburg-Fahne aufgehängt wurde. An dieser Stelle fiel eine der beiden Teleskopstangen beim Max auseinander und wurde wenig professionell wieder zusammengesteckt. So kam es auch, daß sich zwei Teile so ungeschickt miteinander verbanden, daß sie nicht mehr getrennt werden konnten. Schlechtes Zeichen. Trotzdem ging es gleich weiter bis zur Mittellinie-Gegengerade, wo die übrigen Idarer die wenigen Möglichkeiten nutzten, sich zu präsentieren.

Währenddessen wurde unser großes LGA-Banner an der Bande befestigt, ohne die Werbung zu verdecken. Dies sollte erst zum Intro geschehen um keinen Offiziellen die Gelegenheit zu bieten, das Bild zu trüben. Eine schwarz-gelbe und eine rot-weiße Schwenkfahne waren auch rasch vorbereitet und es wurde sich an der verklemmten Stange versucht. Vergeblich. Und in meiner Not suchte ich den 07-eigenen Stadionhandwerker auf, bei dem es mit vereinten Kräften gelang die beiden Teile wieder zu trennen. Nochmal tausend Dank an dieser Stelle.

Erfolgreich zurück am Ort des Geschehens wurde die zweite Schwenkfahne in Betrieb ge- und Applaus der zahlreicher werdenden Ulmer angenommen. Danach wurde erstmal unter den Bäumen verweilt.

Ein paar Idarer hatten sich zwischenzeitlich auch am Richterturm herumgetrieben und berichteten von Heikos Anwesenheit. Der sollte auch bald vorbeischauen. Sehr langsam kamen auch ein paar Ludwigsburger dazu, was auch Zeit wurde, denn der Zeitpunkt des Spielbeginns rückte immer näher. Zwischendurch gab es auch eine putzige Szenerie uns gegenüber. Unser phänomenaler Ordnungsdienst versuchte vergeblich die Tribüne gegen die "Ulmer Horden" zu halten. Anfangs wurde zwar der ein oder andere  Spatz zurück Richtung Aufgang gezogen, aber bald wurde die Verteidigung aufgegeben und die Tribüne war zur Hälfte in Ulmer Hand. Kurz vor 5 machte ich mich dann an die letzten Vorbereitungen und verteilte die 8 gelben Bengalos an die anwesenden Leute. Daß sich das vor SO einem Spiel SO schwer gestalten würde hätte ich nicht erwartet und war froh, als die Verteilung abgeschlossen war und wir in sengender Sonne auf den Einmarsch der Sportler warteten.

Irgendwie ging aber wohl die Uhr des Schiedsrichters falsch, denn es tat sich an der Tribüne erstmal nichts. Als die Ungeduld fast unerträglich war, betraten endlich die 27 Leute den Platz. Das Banner war fix umgeschlagen und wie die sich zur Tribüne blickend aufbauten gingen bei uns die Fackeln an.

Die Ulmer hatten zeitgleich ne Spruchbandaktion gegen ihre Presse. Die haben wohl auch so miese Schreiberlinge wie wir. Jedenfalls bekamen unsere Spieler von dem Gezündel nichts mit, weil noch langatmig einige Spieler verabschiedet wurden und als sie sich umdrehten war der Spuk schon wieder vorbei. Da der Anpfiff also noch auf sich warten ließ, nutzen wir die Gelegenheit und holten gleich die Schwenkfahnen um zum Spielbeginn den üblichen Standard zu bieten. Inzwischen waren auch noch ein paar verspätete LGA-ler eingetroffen.

Dann ging es endlich los und bereits nach 2 Minuten lagen wir zurück. Wunderbar. Trotzdem wurde von unserer Seite mit Idarer Unterstützung (Frank machte einen etwas eingeschüchterten Eindruck angesichts der Trommeln) angefeuert was das Zeug hielt. Es war auch schön mal was von der Tribüne zu hören ... auch wenn nur die Ulmer waren. So entwickelte sich ein munteres Hin- und Her- Gesinge und das Spiel lief eigentlich nicht schlecht, bis wir in der 18. Minute die nächste Kiste fingen. Ein Elend, aber glücklicherweise sind wir Rückstanderprobt und nur 3 Minuten später staubte Bomber Haris zum Anschlußtreffer ab. Nach 4 weiteren Minuten gab es Elfmeter für Ulm. Selim Kurkunc parierte das Ding und ich mühte mich mit der Schwenkfahne ab, die ich aber spontan fallen ließ, als ein Ulmer irgendwie doch noch den Ball ins Tor bugsierte. 9 Minuten später hatten wir durch einen Elfmeter die Chance auf den Anschlußtreffer, doch Tobi Büttner traf nur die Latte und im Anschluß konnten wir uns nicht so geschickt anstellen wie die Ulmer. Trotz des 1:3-Rückstands gaben sich unsere Jungs aber nicht auf und die aufgestaute Wut entlud sich bei Marius Huptas in einem fulminanten Kopfballgeschoß zum 2:3 in der 38. Minute, was auch den Halbzeitstand darstellte. Auf jeden Fall blieben bei uns so die Hoffnungen, nicht verlieren zu müssen, erhalten. Besonders putzig fand ich in der ersten Halbzeit einen "Ulmer, Ulmer, die Scheiße vom Dom"-Rufer. Nach allerlei Aufklärungsarbeit der Umstehenden ließ dieser Bursche noch ein "und wenn die des 1000mal ein Münster nennen, des isch ein Dom" folgen. Köstlich!

Während der Pause machte ich mich dann daran den putzigen Zaun zu inspizieren, durch den schon ein paar Leute marschiert waren.

Aber wenn man sowas nicht bewacht muß man sich nicht wundern. Eine seltsame Strategie (wenn überhaupt) verfolgte da unsere Staatsmacht.Zurück an der Mittellinie wurde noch etwas vom Lomb mitgesungen und dann konnte es in die zweite Halbzeit gehen.

Irgendwie hatte es der Schiedsrichter nicht so mit dem Zeitgefühl, den erst einige Zeit nachdem unsere Spieler schon auf dem Platz waren und unsere Fahnen im Wind wehten, geruhte dieser anzupfeifen. Erschöpft legte ich daraufhin die Fahne ab und der Support ging wieder ordentlich in Gang. Wir drängten auch ordentlich auf den Ausgleich, aber es kam wie es kommen mußte. In der 54. Minute stellte sich unsere Abwehr wieder einmal ziemlich stümperhaft an und es stand 2:4. Damit war der Fisch eigentlich geputzt und es war Sinnloszeit. Der Zaun wurde gefeiert, zum Analverkehr aufgestanden, Rohre lutschen gelassen, das volle Programm also. Zwischendurch noch unsere Jungs bejubelt, wenn es schöne Spielszenen gab, und es gab einige. Sehr hübsch war auch die Huhuu-Tapete,

zu der wir auch entsprechend sangen und den Ulmern vorhielten, sie hätten einen Schattenstich. Erstaunlich was manchen besoffenen Sonnenanbetern so einfällt. Die Ulmer machten aber auch gut mit und ich muß sagen, die "alle Clubs aus Stuttgart sind Scheiße"-Rufe haben die gut von uns gelernt. So neigte sich das Spiel dem Ende entgegen und mit dem Schlußpfiff packte ich die Schwenkfahnen ein.

Die Staatsmacht zeigte dann nochmal bei den Ulmern etwas Präsenz, ...

... und nach kurzer Zeit machten sich unsere Spieler auf in unsere Richtung ...

... und es wurde traditionell abgeklatscht ...

... und noch kurz verweilt bevor vollends eingepackt wurde.

Die meisten Ludwigsburger waren natürlich schon verschwunden und der Rest sammelte sich mit den Idarern unter dem Richterturm. Bei der Gelegenheit brachte ich unser Material gleich in Sicherheit und hatte noch eine putzige Begegnung mit den Ulmern. An der Einfahrt zum Stadion stand ein Linienbus und als ich dort vorbei kam, zollte mir ein zum Bus wankender Ulmer Respekt indem er bekundete, ich sei der Beste. Darauf wünschte ich, als fairer Gastgeber, eine gute Heimreise und setzte meinen Marsch fort. Auf dem Rückweg zur Tränke ereignete sich nichts mehr und es gab allerlei Gerede und manchen Schabernack.

Nach den zwei Bieren zum Spiel ging es mir immer noch nicht viel besser und ich beschloß die Anwesenden zu schocken. Deine 07-Flasche bestellend orderte ich ... SPRUDEL!

Die Flasche war auch ziemlich schnell leer und langsam ... sehr langsam ... fühlte ich meine Lebensgeister wieder zurückkehren. Es gab noch mehr Gelaber und noch mehr Schabernack ...

... mit anderen Worten, es war noch ziemlich geil. Irgendwann wurde auch das Büffet eröffnet, was ich aber mit meinem vollen Ranzen gar nicht würdigen konnte. Nur das Freibier konnte ich mir nicht entgehen lassen. Dafür ging unser Zoni mehrfach zum Nachschöpfen. Es war ihm zu gönnen. Später kam ... leider zu früh .. der Zeitpunkt des Abschieds von unseren Freunden aus Idar und bei uns lief das Bier weiter in Strömen.

Nachdem das letzte Freibier getrunken und es schon recht finster war, begleitete ich Maria und Sigi zur Oststadtküche wo noch etwas auf dem Balkon gesessen und noch ein Bierchen getrunken wurde bevor ich mich zur Ruhe legte. Durch Baustellenlärm wurde dann am nächsten Morgen mein Schlaf abrupt beendet und ich schlich mich aus dem Haus um endlich nach Hause zu gelangen.