Gästeblock im Ludwig-Jahn-Stadion

Samstag, 20. März 2004. Wieder sollte ein großer Name in Ludwigsburg zu Gast sein. Im Vorfeld war in der Zeitung zu lesen, daß man mit 800 bis 1000 Fans aus Mannheim rechnet. Grund genug um beizeiten im Stadion zu sein. Kurz vor 14 Uhr war ich also vor Ort und staunte erstmal über die Masse an Polizeifahrzeugen die hinter unserem üblichen Standort geparkt war.

Im Stadion nahm mich auch gleich unser sportlicher Leiter zur Seite und erzählte, daß wohl die Ordnungsmacht wieder ähnlich wie gegen Ulm verfahren wollte, er jedoch darauf bestanden hätte, daß die Ludwigsburger Fans ihren Platz behalten müßten. Recht so. Es gab zwar wieder den Eingang hinter dem Bierstand an der Eishalle, jedoch war "nur" die halbe Kurve eingezäunt. Diesmal war auch ein Stück Zaun an der Bande, sodaß niemand aus dem Block auf die Tartanbahn gelangen konnte. Dazu war noch ein Verkaufsstand aufgebaut ...

... und auch ein paar Dixie-Klos waren vorhanden. Optimale Bedingungen also um die Waldhöfer zu beherbergen.

Ich nutzte die Zeit dann noch für einen kleinen Rundgang ...

 ... und war mal wieder erbost darüber, daß unsere tolle Stadt bei diesem Spiel wieder einen Flohmarkt neben dem Stadion stattfinden ließ.

Da schreiben die was von fast 1000 zu erwarteten Gästen, von denen der harte Kern gewaltbereit sei (O-Ton LKZ) und dann läßt man einen großen Parkraum zustellen. Unverständlich.

Zurück am Bierstand gab es auch schon die obligatorische Rote, diesmal als Präsent der Zweiten Mannschaft. Nett. Kurz darauf traf auch schon Matthias mit seinem persönlichen Kindergarten ein und man bezog Posten an der Mittellinie Gegengerade. Außerhalb war auch noch ein großer Polizeibus zu sehen, der mich an unseren Bücherbus erinnerte. Die rechneten wohl tatsächlich mit wüsten Horden brandschatzender Waldhöfer. Daß man es in Ludwigsburg immer übertreiben muß.

Während sich die Eishallenkurve langsam füllte,

wurde die Schwenkfahne vorbereitet und auch der ein oder andere Ludwigsburger traf ein. Deutlich nach 2 wurde auch schon ein Jule lautstark begrüßt und weiter über die Polizeipräsenz ...

... gestaunt. Kurz vor Spielbeginn trudelte auch noch die Oststadtküche ein, die wir aber erst auf den richtigen Weg weisen mußten. Gut vorbereitet und noch gut gelaunt konnte das Spiel also beginnen.

Unsere Jungs starteten auch gleich vielversprechend, aber die Chancenverwertung ließ mal wieder zu wünschen übrig. So kam es wie es kommen mußte und in der 22. Minute hieß es 0:1 statt 1:0, worüber sich nur die etwa 400 angereisten Mannheimer ...

... freuten. Das Spiel ging dann ging ganz munter weiter und unsere nicht ganz sattelfeste Abwehr ließ noch 2 Treffer (34. + 37.) zu, was die Stimmung bei den "normalen" Ludwigsburgern ordentlich dämpfte. Winnie kam seiner Lieblingsbeschäftigung nach und beschimpfte unsere Spieler nach besten Kräften. Während die Waldhöfer fast die ganze Halbzeit durchsangen, taten wir uns schwer die gewohnte Form zu zeigen. Irgendwie ist das Ludwigsburger Publikum immer noch zu anspruchsvoll. Erst unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff keimte Hoffnung auf, als Mustafa Parmak nach einem Freistoß den Anschlußtreffer markierte.

Mit dem Pausenpfiff wanderte ein Großteil unserer Zuschauer zum Bierstand Richtung MTV. Mit dem Rest wurde sich lustig unterhalten und beim Ludwigsburger Lied sangen wieder höchstens zwei Leute mit. Wenigstens bin ich inzwischen fast textsicher, werd aber nächstens wieder ein paar Textblätter mitbringen.

Als die zweite Halbzeit begann waren, wie zu finstersten Regionalligazeiten, immer noch ein sehr großer Haufen Ludwigsburger weiterhin am Bierstand. Dadurch taten wir uns natürlich umso schwerer dem Mannheimer Anhang Paroli zu bieten und es sah sehr trostlos aus.

Auf den Versuch, die MTV-Kurve zum Supporten zu animieren kam nur einmal ein Ruf zurück. Schade eigentlich und ich verlegte mich kurzzeitig auf mich aufregen und das lautstarke Beleidigen dieser Pseudo-Fans. Erst als Jochen wieder zurück war, kamen wir wieder ordentlich in Fahrt und verlegten uns nach dem 1:4 durch einen Foulelfmeter (Marius war etwas ungeschickt) in der 52. Minute auf recht lauten Sinnlossupport bei dem wir niveaulos alles brachten, was es bei uns gibt.

In der 61. Minute verwandelte Tobi auch einen Elfer, was uns zum 2:4 heranbrachte und Mustafa Parmak veranlaßte uns zum Anfeuern aufzufordern. Leider hat das Einige von uns nicht weiter interessiert und es waren weiterhin zu wenige Schreihälse zu hören. Trotzdem waren wir wohl relativ laut, wie ich mir hinterher habe sagen lassen. Ich verstehe immer noch nicht, warum ein Haufen gegnerischer Fans unser Publikum nicht dazu motivieren kann auch mal das Maul aufzumachen. Erschreckend finde ich auch, daß ein Rucki am Vortag eines solchen Spiels in den Urlaub fliegen kann; das hätts früher net gegeben.

Das Spiel ging weiter hin und her und wir hätten eigentlich zumindest ein Unentschieden verdient gehabt,

aber der nächste Anschlußtreffer fiel doch zu spät durch Parmak in der 90. Minute. In unseren Torjubel fiel aber im Gegenzug gleich der 3:5-Schlußtreffer, der die nächste Heimniederlage gegen einen namhaften Gegner besiegelte. Schade eigentlich. Da unsere Jungs aber zumindest bis zum Schluß gekämpft hatten und uns wohl auch hörten, kamen sie noch zum Abklatschen. War auch das Mindeste, denn wären die nicht gekommen, hätte ich wohl bei der Feierei in der Kurve über die Bande gekotzt. So waren wir aber einigermaßen zufrieden.

Während die Waldhöfer mit ihren Spielern feierten harrten zwei unentwegte Fahnenschwenker allein auf der Gegengeraden aus um Flagge zu zeigen.

Erst als die gegnerischen Spieler Richtung Tribüne wanderten ...

... wurde auch bei uns der Rest eingepackt und ich regte mich übelst fluchend weiter über unsere Zuschauer auf.

Das ist auch wahrlich beschissen in Ludwigsburg. Die Stadt gestattet regelmäßig nen Flohmarkt zum Heimspiel, die Presse schreckt potentielle Zuschauer ab, der Vorstand macht gar nichts mehr weil er nicht verlängert. Zum letzten Punkt würd ich sagen, wenn er seiner Pflicht nicht nachkommt muß er eigentlich sofort weg. Vor allem die Aussage, daß keine Verträge verlängert werden weil der Vorsitzende keine Entscheidungen treffen will, die sich auf den Nachfolger auswirken ist ein Armutszeugnis und zeugt mal wieder von den fehlenden Führungsqualitäten des verantwortlichen Herren. Gerüchteweise hieß es noch, daß für die Nachfolge Judas Adrion und Thomas Siegmund in Frage kämen.

Jedenfalls ging es noch zum Bierstand wo sich auch ein paar der zahlreichen Polizisten für fast kein Geld ordentlich stärkten. Die hätten sich dafür wenigstens bedanken können. Bevor wir letztlich das Stadion verließen schallte dafür doch noch ein "Deutsche Polizisten. Gärtner und Floristen!" Durch das leere Rund. Die Oststadtküche bot sich dann zum Verweilen an, aber Marco wollte heim und ich ins Vereinsheim wodurch wir uns trennten. Fanmäßig war das Vereinsheim leider leer, dafür gab es frisches Bier und später sah ich noch die Niederlage meiner Eintracht und das lustige Auftreten vom Willi. War insgesamt ganz aufschlußreich und als ein einsamer Sigi doch noch vorbei kam auch noch unterhaltsam.

Die spätere Einladung in die Oststadtküche schlug ich erneut aus und begab mich über den Bahnhof, wo sich zwei Mädels nicht zum Fahrplan trauten, nach Möglingen zum Restschluck des Abends. Unterwegs wurde noch ein unbekannter Adlerträger angesprochen ... Scheiß Spieltag!

Das war dann auch das Schlußwort.