Lachkrampf am Kaiserstuhl

Samstag, 8. Mai 2004. Wieder einmal sollte es zu den Schorlerentnern von Bahlingen gehen. Bis zum Spieltag stand noch nicht fest, wer wie dorthin kommt. Kurzfristig habe ich dann den Treffpunkt auf 13.30 Uhr beim Vereinsheim mit dem Frank vereinbart. Wie ich dann pünktlich dort war, standen außerdem noch Matthias und Micha herum und damit mußte ich doch nicht den Fahrer geben. Wir warteten noch auf Jule, der bald darauf eintraf und zu fünft ging es im Postlermobil dann auf die Reise.

Die alten Säcke saßen vorne und wir drei Jungspunde amüsierten uns bei allerlei Dummgelaber über Kindersendungen, Gesinge und Diskussionen über hattrick auf der Hinterbank. Außerdem konnten Frank und Matze auch feststellen wie süffig dieses Alpirsbacher Kellerbier doch ist. Ich genoß traditionell das Helle, wobei dies noch nicht so richtig floß, da mir der Vorabend noch in den Knochen steckte. Durch den Schluck Bier wurde Frank alsbald hibbelig und verlangte nach einer Pinkelpause, die wir aber erst nach Pforzheim einlegten.

Da wir zwei Raucher dabei hatten, dauerte die Rast dann aber doch etwas länger als die reine Pinkelzeit. Auch von den angekündigten 180 km/h Reisegeschwindigkeit war leider nichts zu bemerken und unser Fahrer sorgte sich um die rechtzeitige Ankunft. Deshalb wurde nur noch eine weitere Unterbrechung zugelassen. Warum manche jungen Seucher aber bis tief in den Wald zum brunzen wandern müssen, habe nicht nur ich nicht verstanden. Mit der Eisenbahn hätte man solche Probleme nicht gehabt und man kam auf die Idee nach Karlsruhe mit dem Zug zu fahren. Man wird sehen..

An der Ausfahrt "Riegel" fuhr unter unseren Protesten unser ortskundiger Fahrer vorbei und tatsächlich ging es eine Ausfahrt später nehmend schneller als sonst ans Ziel, an dem ein Jule sich auch nochmal Erleichterung verschaffte.

Am Eingang verweilten wir dann etwas, da unser bewährter Scout sich um Gästekarten kümmern wollte. Recht häßlich fand ich bei der Gelegenheit die Skulptur (die hintere der beiden Gestalten) ...

... vor dem "Kaiserstuhlstadion". Kurz darauf konnten wir also finanziell unbehelligt das Gelände betreten, wo mir zunächst ein Übertragungswagen des SWR ins Auge stach.

Scheinen die Bahlinger, im Gegensatz zu uns, medial präsent zu sein. Und schon gings weiter. Die altgediente Schorletribüne stand noch ...

und neu war mir die Schorle-Rinne ...

... ob die nun wegen des unkontrollierbaren Harndrangs der Eingeborenen angelegt wurde entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.

Es wurden noch 07er gegrüßt und schon ging es zum Schmücken des Sportplatzes. Hinter dem Tor bot sich der Zaun an und schon hingen die zwei Fahnen. Inzwischen holte uns auch unser Matze ein, der die einheimischen Speisen vorkosten mußte.

Am Rand der Stehplatztribüne fast direkt hinter unserer überdachten Trainerbank ließen wir uns dann nieder.

Jule erkundete unverzüglich die örtlichen Seuchmöglichkeiten und setzte dafür direkt über ein "Gartentörle" um von außen an die Hecke zu pissen. Da ich eher das Gegenteil vorhatte ... also noch nichts herzugeben hatte ... erwarb ich währenddessen ein Riegeler Kellerpils und erfreute mich sowohl am Geschmack, wie auch am Preis. War zwar nur 1/3 Liter, kostete aber nur 1,50 Euro zuzüglich ein halber Euro Pfand. Da konnte ich nicht meckern. Irgendwie verging dann noch etwas Zeit und ich wunderte mich, da ich vor geraumer Zeit "fünf vor halb" an der Uhr der Anzeigetafel gelesen zu haben glaubte. Tatsächlich zeigte das Ding immer noch dieselbe Zeit an und ich stellte fest "die Uhr hier steht". Dennoch nahte der Anpfiff.

Zuvor wurden mal wieder der Stadionversprecher mit einem herzlichen "Sportvereinigung, du Arschloch" begrüßt und die Eingeborenen darüber aufgeklärt, daß es in der Oberliga Baden-Württemberg keine Spielvereinigung gibt und dann ging es endlich los.

Mit dem Anpfiff begann der übliche Support ... der aber irgendwie gleich wieder verebbte. Da muß etwas von der Lustlosigkeit vom Rasen auf uns übergesprungen sein. Nur Frank leistete außergewöhnliches. Er stimmte etwas an und beteiligte sich so putzig mit der Trommel, daß ich Tränen lachte. Die Leute schauten mich schon besorgt an, als der Lachkrampf nicht enden wollte. Irgendwie muß der Alleinsänger das in den falschen Hals bekommen haben, denn er versprach sogleich künftig nichts mehr anstimmen zu wollen. Die alte Mimose. Wie ich ein "Vorwärts 07" anstimmte endete dies auch abrupt. Ich hätte mich besser richtig von dem "Lachflash" erholt. Jedenfalls plätscherte das Spiel, wie auch der Urin zwischendurch an die äußere Hecke, vor sich hin. Nach gut 20 Minuten nahm dann das Unheil seinen Lauf und wir bekamen einen Elfmeter. Als Pele sich den Ball schnappte war der Schreck bei uns groß. Nicht der Pele, war der einhellige Aufschrei und ich wollte das gar nicht mit ansehen. Ich bemühte mich dann doch um moralische Unterstützung, versicherte einem Bahlinger, der Pele sei ein sicherer Elfmeterschütze; der Torwart sprang in die falsche Richtung und der Pele schoß vorbei. Geschockt bekamen wir daraufhin nur noch einen sehr unterdurchschnittlichen Support hin und knapp eine Viertelstunde später lagen wir plötzlich 1:0 zurück und wir quälten uns bis zur Halbzeitpause.

Ich schaffte etwas Platz in meinem Ranzen und frischte die Vorräte wieder auf. Ich meinte noch, gegen den Wind spielen wir eh stärker und schon ging die zweite Halbzeit los.

Wir besannen uns auf unsere Rolle und bemühten uns den Funken auf die Mannschaft überspringen zu lassen. Tatsächlich fruchtete unser anständiger Zweite-Halbzeit-Support nach elf Minuten bei einem Freistoß. Mustafa Parmak übernahm die Verantwortung und nagelte das Ding links oben ins Tor. Vor lauter Begeisterung vernichtete Frank eine Bierflasche. Trotzdem war die Stimmung bei uns ganz prächtig aber knapp 10 Minuten später gab es den nächsten Nackenschlag. Die Abwehr schlief und der Bahlinger ließ Robert Belosevic keine Chance. 2:1 Damit nicht genug. Zwei Minuten später mußten wir erneut wegen Pele den Kopf schütteln. Aus irgendwelchen Gründen (konnte wahrscheinlich nicht die Klappe halten) sah er gelb-rot und fortan feuerten wir nur noch zehn Mann an. Trotzdem wir gut drauf waren, fanden wir aber trotz der drohenden Niederlage Sinnlossupport unangemessen und gaben weiter unser Bestes. Genutzt hats leider nichts und konsterniert starrte ich nach dem Schlußpfiff ins Leere, während die Einheimischen an uns vorbeiwanderten.

Nach dem traditionellen Abklatschen mit dem einen oder anderen Spieler und dem Hintergrundbericht über Haris Kraks Wechsel nach Freiberg stellte ich fest, daß das komplette Flaschenpfand verschwunden war. Die waren aber schnell, diese Schmarotzer. Naja, ging man halt zum Zaun um die Fahnen einzupacken. Dabei fiel uns noch allerlei gefährliches Wurfmaterial in die Hände.

Aber zum Glück sind wir friedliche Fans und gingen damit auf niemanden los. Unterwegs wurde noch eine Presse bewundert ...

... und etwas mit RA gefachsimpelt und später meinte noch ein Spaßvogel aus dem Vereinsheim heraus, wir sollten uns schwarze Adler nennen. Hmmm, die Vereinsfarben sind schwarz-gelb ... gar nicht so abwegig. Nach dieser lustigen Begegnung ging es aber endgültig zum Fahrzeug ...

... und raus aus Bahlingen.

Wieder einmal war ich der einzige, der seinen Proviant perfekt rationiert hatte und so schmeckte mir das Bier weiterhin, während manch Mitreisender sanft entschlummerte. Nur bei den zwei Pißstops waren alle wach. Die Fahrt war weiterhin etwas beengt und unterhaltsam war eigentlich nur das Radio, aus dem die Bundesligaergebnisse erklangen. Glücklicherweise hatten die Bayern ordentlich versagt, sodaß unser Fahrer dem Gespött mehr ausgesetzt war, als ich nach der Blamage meiner Adler in Hannover.

Zurück in LB müssen wir noch eine Rast an der ESSO eingelegt haben ...

... wobei ich den Grund aber nicht mehr weiß, jedenfalls wurde da nicht getankt. Erst nachdem man sich am Vereinsheim getrennt hatte, wurde dies doch noch getan. Außerdem war es an der Zeit für eine Nahrungsaufnahme. Auch ein Sliwowitz wurde noch von Jürgen zur Verdauung spendiert. Gehaltvolles Getränk. Satt, zufrieden und blau wurden Matze und ich noch von unserem edlen Postler (nochmal danke an dieser Stelle) chauffiert. Für mich endete die Fahrt vor dem Bistro, wo doch noch ein paar Weizen flossen und ich zu zwei Runden Jägermeister zurecht kam. Dadurch fand der Tag sogar noch ein gesundes Ende.