Heimspiel im Olympiastadion

Freitag, erster Tag im August und zugleich der erste Spieltag der Bundesliga. Bis halb zwei bei der Arbeit und dann konnte dei Reise auch schon losgehen. Im Vorfeld wurden bereits die Karten bezogen und so stand einem lustigen Fußballtag nichts im Wege ... außer vielleicht, daß ich fahren durfte und somit nüchtern durch den Tag zu kommen hatte.

Wie auch immer, um 2 Uhr ging die Reise los. Mit  einer Kühlbox voller Paulaner auf dem Rücksitz. Fies. Nen Beifahrer mit vollem Weizenglas in der Hand hab ich bisher auch noch nicht gehabt, aber ich hatte mich ja auf die Straße zu konzentrieren. Ohne Zwischenstop ging es bis kurz vor Augsburg, als mein linkes Vorderrad seinen Geist aufgab. Dadurch erwachte auch der Beifahrer aus dem Tiefschlaf und mein Wagen schleppte sich bis unter eine Brücke kurz vor einer Ausfahrt. Also das Notrad (max. 80 km/h) aus dem Kofferraum geholt, die Karre aufgebockt. Leider rührte sich das defekte Rad keinen Millimeter, bis mein Beifahrer und Mechaniker mal kräftig gegenklopfte. Verdreckt schlich ich also mit 80 Sachen über die Autobahn bis zum KFC in Augsburg. Zum Glück war direkt vor uns ein Unfall mit ein paar Bayern-Fans, wodurch wur zwangsweise die richtige Ausfahrt erwischten.

Frisch gestärkt (obgleich ich das Kombimenü besser in Erinnerung hatte) wurde dann die Reise fortgesetzt und die Belastbarkeit des Notrades auf die Probe gestellt. In München war dann der Verkehr sehr dicht und wir reihten uns in eine Schlange vor der Zufahrt eines großen Parkplatzes ein. Eine halbe Stunde später standen wir dann davor und wurden abgewiesen. Dies geschah bei der nächsten Gelegenheit erneut und irgendwie kotzte mich München gewaltig an. Nach einer kurzen Rast in einem Halteverbot an einer Baustelle, folgten wir dem Rat eines Offenburgers und fuhren in eine Nebenstraße, wo auch tatsächlich die Karre abgestellt werden durfte.

Auf dem Weg zum Stadion kam man auch an einer Minigolfanlage vorbei, wo man auch rasten konnte. Erschreckt war ich, wie mir ein Franziskaner-Hefeweizen im Plastikbecher serviert wurde. Und sowas in Bayern. Es waren auch viele Bayern und viele Hessen unterwegs und der weitere Weg war idyllisch. Wie aber ein Bayer auf den Gedanken kommt, daß man mit Eintracht Frankfurt auf dem Rücken zur Adlerfront oder zum Preßwerk gehören muß hat uns dann noch erstaunt. Kurz darauf gab es auch schon den ersten Höhepunkt. Ein Fräulein bei der Personenkontrolle. Von der Abtasterei sichtlich erregt, bedankte ich mich überschwenglich, worauf die etwas seltsam schaute. Als nächstes fiel mir in dem Gewimmel eine große Anzahl von Bayern-Fähnchen von der ARD-Sportschau auf. Was so aus unseren Zwangsgebühren wird, fand ich schon erstaunlich. Kurz darauf fand ich auch SGE-Fähnchen aus derselben Quelle und nahm spontan eines mit.

So ging es dann in den Block. Einen Platz unter den knapp 10000 Frankfurtern (mit 63000 Zuschauern war das Olympiastadion ausverkauft) zu finden war nicht einfach, gelang aber dann doch und um die Stimmung zu dämpfen mußte die "Herpes Haus Band" ertragen werden. Irgendwie haben die es wohl geschafft ihr unsägliches Cover von "Football is coming home" an die DFL als Hymne der aktuellen Bundesligasaison zu verkaufen. Erbärmlich. Erst bei der Mannschaftsvorstellung der Bayern stieg die Stimmung dann wieder. Mit der Nummer 1 im Tor Oliver ... Arschloch! Auch die übrigen Spielernamen kannte man bereits auswendig, denn irgendwie sind die in Bayern anscheinend alle miteinander verwandt.

Das Spiel begann recht einseitig und spielte sich in der ersten Halbzeit hauptsächlich im Frankfurter Strafraum ab, sodaß man im Gästeblock das Geschehen gut verfolgen konnte. Nach einer Viertelstunde dann das unerfreuliche aber unvermeidbare 1:0 durch einen Abwehrfehler. Gewürdigt wurde der Treffer über die Stadionanlage mit diesem üblen historischen "Toooor"-Geschrei eines Reporters, das meines Wissens aus einem Spiel stammt, wo Österreich gegen Deutschland gewann. Pervers. Fünf Minuten später setzte es auch schon das 2:0. Das war auch der Zeitpunkt, ab dem man auch von den gastgebenden Fans etwas hören konnte. Ansonsten nervte ab und zu diese peinlich Fastnachtskapelle rechts vom Gästeblock mit unmotiviertem Getröte. Bei den Adlern war die Stimmung trotz des Rückstands prächtig und man merkte schon, daß Frankfurt lange auf dieses  Bundesligaspiel hatte warten müssen. Hochmotiviert wurde also supportet, was das Zeug hielt. Kurz vor der Halbzeitpause schlug es ein drittes Mal in Oka Nikolovs Tor ein.

In der Pause gab es wieder eine tolle Unterhaltungsshow mit den eingangs schon gehörten "DJ Ötzis aus Holland", sowie der Gruppe Extrabreit. Derweil konnte noch etwas darüber diskutiert werden, wofür die Bayern Sponsoren haben. Yello Strom präsentiert die gelben Karten, Paulaner präsentiert die Eckenstatistik und ich frage mich, wer wohl nen Furz vom Hoeness präsentieren wird.

Dann ging es auch schon wieder los. In der zweiten Halbzeit präsentierte sich die Eintracht stärker, obwohl man den Eindruck hatte, daß die Bayern einfach nen Gang zurückgeschaltet hatten. Jedenfalls hätte Skela um die 60. Minute beinahe durch einen Freistoß den Anschlußtreffer erzielt. Nach dem Pfostentreffer machte er es dann in der 68. Minute besser und es stand "nur noch" 3:1. Mehr war für uns leider nicht drin. Die Stimmung litt darunter aber in keiner Weise. Gegen Spielende wurde noch etwas ein Kahn veräppelt indem "Simone" gefeiert wurde und auch so manches "Ehebrecher, Ehebrecher, ey, ey" erklang. Beeindruckend war auch der "Drei-Blöcke-Eintracht-Frankfurt-Kanon". Zwischendurch sorgte auch die Polizei für Erheiterung, wie sie einen Frankfurter in den Sitzplatzbereich verfrachtete und nicht mehr herüberkommen lassen wollte. Ein freundlicher Ordner machte aber zum Glück kurz den Zaun auf, damit er wieder zu seinen Kameraden konnte.

Nach dem Schlußpfiff wurde noch die Mannschaft gefeiert und Oka warf sein Trikot in den Block. Von Münchner Seite gab es noch ein großes Feuerwerk. Auf dem Rückweg wurden auch noch zwei Schwabenadler getroffen. Warum man da nicht einfach zu viert nach München gefahren ist, ist mir aber bis heute ein Rätsel. Ohne besondere Vorkommnisse gelangten wir dann schließlich zurück zum Auto und  da die Shell-Tankstelle bereits geschlossen war, mußte ich halb verdurstend die Rückreise starten. Zum Glück war aber unterwegs nicht jede Tankstelle geschlossen, sodaß ich noch zu nem halben Liter Vitaminschock kam. Auf der Autobahn wurde noch 5-6 mal kurz gerastet und eine instabile Straßenlage durch das Notrad festgestellt. Is wirklich nicht ganz einfach so die Spur zu halten, doch es gelang irgendwie und um 2.30 Uhr war ich endlich wieder zu Hause. Der Anpfiff zum nächsten Spiel war glücklicherweise erst auf 17 Uhr in Ludwigsburg gegen Nöttingen angesetzt.