Kindergarten Nöttingen

Samstag, 29. November 2003. Es stand die Fahrt zum Tabellenführer FC Nöttingen an. Um 13.05 Uhr startete das Unternehmen Wiedergutmachung, als mich ein Artur aufsammelte. An fahnenmaterial hatte ich nur unsere große Zaunfahne dabei, da es in den letzten Tagen beständig geregnet hatte und sich Schwenkfahnen für Regenwetter nicht gut eignen. Auf der Autobahn verzögerte sich dann das übliche Fump, da ich in die Unterhaltung vertieft war und mir der gestrige Weihnachtsmarktbesuch noch in den Knochen steckte. Unterwegs wurde wieder ein Haufen Unsinn verzapft, von dem ich mir aber nix gemerkt hab. Wie üblich halt. Durch Arturs verwegenen Fahrstil waren wir rasch an Pforzheim vorbei und als Remchingen auf einem Schild erschien, folgten wir diesem. An einem Kinderheim (Sind wir da letztes Jahr auch vorbeigekommen? Natürlich.) und kurz darauf an einem Altenheim kamen wir unbehelligt auch in Nöttingen an. Obwohl diesmal keine grün-weiße Karre den Weg wies, bogen wir diesmal gleich richtig ab und schon war man auch schon den Berg zum "Panoramastadion" hinauf. Das Postlermobil ignorierend fuhren wir auf die andere Seite, weil man letztes Jahr ja auch da drüben rein kam. Robert Belosevic zuprostend fuhren wir auch gleich auf den Parkplatz, wo diesmal sogar noch ein Plätzchen für uns frei war. Mein Fläschchen leerte ich noch, packte das restliche Bier aus dem Rucksack und dann ging es zum Eingang.

Beim Zahlmeister kam auch schon die erste Pöbelei von den überraschend zahlreichen Ludwigsburgern. ADLER RAUS schallte da herüber, obwohl ich ja noch gar nicht drin war. Was für ein Gesindel. Also die obligatorischen 6 Teuros entrichtet und rein aufs Gelände. Links aus dem Eck waren auch schon ein paar dünne Stimmchen zu hören und es klang auch ein Megaphon mit. Putzig. Unterwegs spekulierte ich noch, ob in die Eckfahne wohl gestern noch ne Milka-Schokolade eingepackt war. Hinter dem Tor legte ich dann die erste Rast ein, während sich Artur zum Pöbel gesellte. Nachdem das Banner ausgepackt und der Anfang gefunden war, machte ich mich sogleich an den üblichen Aufstieg den Zaun hinauf. Irgendwer wünschte mir noch einen Fall doch der Wunsch wurde nicht erfüllt. In schwindelnder Höhe wurde das Banner Stück für Stück festgemacht. Unser toller erster Vorsitzende war wohl froh, daß ich ihn weder ansprang noch auf ihn hinunterspie, denn er würdigte meine todesmutige Aktion keines Blickes, als er zweimal unter mir vorbeilief. Wenigstens ist dies seine letzte Saison. Nach getaner Arbeit kam dann der wenig elegante Abstieg. Vielleicht sollten wir nächstes Jahr ne Leiter mitnehmen.

Über die Rentnerstaffel gelangte ich dann auch zu unserem Mob und ich meinte, ich müsse mir mal nen Nachfolger für meine Kletteraktionen aussuchen. Leider blieb ich mit meiner Meinung alleine. Physisch alleine war ich natürlich nicht und ich staunte darüber, daß wir in Ulm nicht mal zweistellig waren und nach Nöttingen fast alles anreist, was wir aktuell zu bieten haben. Sogar ein Uwe und ein Jochen waren mal auswärts dabei.

Auch die Eingeborenen waren zahlreich auf den massiv betonierten Rängen vertreten.

Also wartete man auf den Anpfiff. Die Nöttinger Kinder im Eck vertrieben uns derweil die Zeit mit allerlei Singsang und ich schätze, daß die in Italien im Urlaub waren und da mal ein Fußballspiel besucht haben. Da müssen die wohl auch die Trommel und das Megaphon aus dem Kaugummiautomaten gezogen haben.

Dafür war der Stadionsprecher ganz gut. Der wußte zumindest, daß es in der Oberliga Baden-Württemberg keine Spielvereinigung gibt. Immerhin hab ich ihn ja nach unserem letzten Spiel darüber aufgeklärt. Kurz vor Spielbeginn kam dann auch noch Familie Jule mit dem Zoni im Schlepptau dazu.

Und dann liefen auch schon die Mannschaften ein.

Das Spiel war ganz ansehnlich mit einem leichten Übergewicht für die Nöttinger. Zum Glück war Robert Belosevic heute gut drauf, was sogar Winnie zugeben mußte. Stimmungsmäßig hatten wir das "Stadion" natürlich voll im Griff, wir standen auch taktisch besser und es hallte ganz vorzüglich. Das überraschte auch den anwesenden Aalener, der auch keine Nöttinger Fan-Szene erwartet hatte. Wir sangen also wieder unser Programm herunter und als ich nach einem "Fußball, Ficken, Alkohol" zum Bierstand hinter uns ging, hofften die Ausschenkerinnen, daß es mir nur um Letzteres ging. Ich meinte noch, daß ich auf meiner Seite bleiben würde und kam mit nem 0,33-Ketterer zu unserer Gesangsgruppe zurück. Verdientermaßen ging es dann torlos in die Halbzeitpause.

Die Pause wurde für allerlei Inspektionen genutzt. So empfahl Jule den Schnaps am Würstlstand. Tatsächlich gab es auch Wurst vom Grill und nicht nur aus dem Topf wie am Bierstand. Da ich abends noch zu einer Weihnachtsfeier mußte, lehnte ich aber beides ab. Stattdessen holte ich mir noch eines dieser üblen Biere. Putzig war aber das Gemischt-WC, wo auf der Eingangstüre ein Männlein und ein Weiblein einträchtig nebeneinander standen.

Auch der Jackenaufdruck eines älteren Eingeborenen (Rentner-Band)

brachte einige Lacher. Nicki fand dann noch Jules Ausflug zu den "Ultras-Nöttingen" nicht so lustig, aber ich meinte, er hätte alles im Griff und wenn er Hilfe bräuchte, würd er sich schon melden. Nach kurzer Zeit war er dann auch wieder enttäuscht zurück. Es war dann sogar noch Zeit für etwas Schabernack auf dem betonierten Bankunterstand.

Dann begann auch schon die zweite Halbzeit. Stimmungsmäßig gings grad so weiter wie in der ersten Hälfte, nur das Spiel nahm einen anderen Verlauf. Nach 26 Minuten spielte Markus Kapaun einen Nöttinger an der Mittellinie an, der spielte nach rechts und der dortige Nöttinger netzte unhaltbar zum 1:0 ein, was anscheinend auch die normalen Zuschauer uns gegenüber weckte. Jedenfalls nutzten die die Bandenwerbung um Lärm zu machen. Ganz toll. Unbeeindruckt beschallten wir die Sportstätte weiter

und bei einer Fehlentscheidung wurde auch der Herr Bilek kritisiert. Anscheinend blieb da auch die Bank unter uns nicht ruhig und der "souveräne" Herr Schiedsrichter wollte da für Ruhe sorgen. Witzigerweise schlossen sich dem Vorhaben auch Spieler von uns an, was bei uns natürlich nicht fruchtete. Im Gegenteil machten wir uns natürlich über den Schiedsrichter lustig. Aber wie soll man auch einen bekanntlich unfähigen Schiedsrichter ernst nehmen, besonders wenn der Kerl auch schon mal für ne Tätlichkeit nur gelb zeigt? Egal, wir waren noch vom Auswärtssieg überzeugt und weder die Bandentrommler noch der Kindergarten brachten uns zum Verstummen. Leider spielten unsere Jungs weiterhin ungewohnt schlecht und es kam nichts Zählbares heraus. Im Gegenteil, in der 84. Minute konnten die Gastgeber erhöhen und unmittelbar vor dem Schlußpfiff kam auch noch das unnötige 3:0.

Die Spieler des Gastgebers feierten ...

... anschließend mit ihrem fanatischen Anhang ...

... und ein paar wanderten auch zu den voll akzeptierten "Ultras".

Ob die sich länger halten, als die in Bonlanden oder die die ewigen Außenseiter bleiben wie die ehemaligen Ditzinger wird die Zeit zeigen. Bei uns entschuldigte sich nur noch manch einer unserer Spieler ...

... und ein paar von uns sangen noch, daß uns das gar nix ausmacht, aber ich persönlich sah das da noch anders. Naja, wir reisen weit, wir trinken viel, und wir verlieren jedes Spiel ... Ich verabschiedete mich noch von dem Aalener und begab mich wieder an den Zaun. Nach einer Weile kam auch Artur nach und ich reichte ihm Stück für Stück das Banner herab. Zurück beim Fahrzeug sah es dann so aus, als seien wir von so einem Kölner Spitz zugeparkt, allerdings brachten uns Arturs märchenhafte Fahrkünste doch aus dem Parkplatz. Irgendwie mußte aber eines dieser Pißbiere schlecht gewesen sein, denn genauso ging es mir urplötzlich und Artur fürchtete um die Sauberkeit seines Cockpits. Unterwegs entwickelten sich noch ein tolles Schädelweh und Sodbrennen, sodaß ich meine übrigen Biere im Rucksack beließ. Wie ich dann auch noch die Anfänge eines mächtigen Muskelkaters verspürte, war ich dann heilfroh, wie ich wohlbehalten zu Hause ankam. Wird wohl Zeit mich um meine Rente zu kümmern.

Damit endet auch diese Geschichte und ich danke nochmal Artur für die Chauffeurtätigkeit. Zum Thema Gästekarten sage ich erneut kein Wort.