Leckere Bahnreise nach Freiburg

Sonntag 10 Uhr in Deutschland. Auf der Suche nach einem Parkplatz in Bahnhofsnähe wurde ich rasch fündig und kam so recht pünktlich mit dem Rucksack voller Bier am Treffpunkt an, wo Frank schon wartete. Bald darauf traf auch schon der Postler ein und berichtete, daß Matthias und Winnie im Vereinsheim waren. Schade eigentlich, aber noch hegte man die Hoffnung, daß wenigstens noch Teile der Oststadtküche, Commando Buoch oder Freudental sich zu uns gesellen würden. Mit allerlei technischen Schwierigkeiten hatte Frank beim Kartenkauf zu kämpfen. Einen Schein in einen Fahrkartenautomaten zu packen ist aber auch schwierig. Aus dem Fahrplan erfuhren wir dann, daß es auf Gleis 4 losgehen sollte und man erst nach Stuttgart müsse. Verwundert begab man sich also auf den Bahnsteig wo es schon die ersten Verluste gab. Frank legte seine tolle Fahnenstange auf die Bank und Micha packte die Zaunfahne darauf. Knack war ein Flügel ab. War Franks Adler doch tatsächlich nur aus billigem Plastik gefertigt. Da hätte er besser aufpassen müssen.

Pünktlich um 10.31 fuhren wir dann in einem zweistöckigen Zug in die Landeshauptstadt und hatten Platz im Überfluß. Dazu gingen schon die ersten Flaschen auf. Traditionell öffnete ich "Das Helle" und der Frank machte nen ekligen Alkopop auf. Dabei lernte er von Micha, daß es sich um einen Schraubverschluß handelte. Hätte er also gar nicht so gewalttätig sein müssen. In Stuttgart erfuhr man dann, daß der Anschlußzug nach Karlsruhe nicht vor Vaihingen halten würde und unser Stuttgarter Kamerad fragte sich, warum er erst nach Ludwigsburg gefahren war, wenn er doch in Stuttgart hätte zu uns stoßen können. Scheiß Planung also. Außerdem war unser Karteninhaber so verwirrt, daß er meinte, mit dem IRE dürften wir nicht fahren. Alkoholfrei kommt man schon auf merkwürdige Ideen..

Von anderen Fahrgästen ungestört ging die Fahrt dann über die Schnellbahntrasse bis Vaihingen. Unterwegs gab es das übliche Sinnlosgelaber und so mancher Schluck rann durch die Kehle. Frank fiel natürlich wieder durch äußerst kindisches Gehabe mit seinem bunten Getränk und regelmäßigen Abortbesuch auf.

Was für ein Konfirmantenbläsle. In Durlach gab es dann den ersten Kontakt mit unserem Hopping-Jule. Beim Verbandsligaspiel ASV-Durlach gegen den SV Spielberg war gerade Halbzeit und Jule wollte nach dem Spiel nach Freiburg fahren. Ansonsten war niemand da aber wir hegten noch die Hoffnung, daß doch ein paar weitere Ludwigsburger mit dem Auto reisten.

Um 12 Uhr waren wir dann am Karlsruher Hauptbahnhof und mußten umsteigen. Aus dem Zug, der aus Basel kam, stiegen ein paar häßliche weiß-rote Vögel aus, die dann auch gleich aus sicherer Entfernung die Treppe herauf gegen Dortmund pöbelten. Planloses Volk, typisch. Kurz darauf stellte sich heraus, daß der Zug in unsere Richtung zurückfahren sollte und wir machten es uns in einem Wagen bequem. Es wurde weiter dummgelabert und Frank entdeckte einen "Schwarz"-Fahrer. Ein Brüller. So etwas fällt einem sicher nur ein, wenn man im Telekoma ist. Witzigerweise bekam besagter dunkler Zeitgenosse ein lautstarkes Problem mit dem Schaffner, was einige ältere Leute aus dem Wagen vertrieb. Irgendwie passierte aber nichts und der Schaffner kam schimpfend wieder an uns vorbei. Am liebsten hätte er dem Typen eine auf die Schublade gegeben und die Hautfarbe war ihm egal. Mehr hab ich nicht verstanden, fand das Ganze aber recht unterhaltsam.

In Offenburg wurde ein letztes Mal umgestiegen und wieder ein zweistöckiger Zug geentert. Diesmal verweilten wir direkt in WC-Nähe und hatten dadurch allerlei Begegnungen mit mehr oder weniger höflichen Mitreisenden. In Freiburg gab es dann das nächste Anti-BvB-Gepöbel. Diesmal von zwei russischen Quadratschädeln. Daß nicht einmal in Freiburg bekannt war, daß wir kommen, fand ich doch etwas erschreckend, aber wenigstens war das Wetter prächtig. Am Hochbahnsteig wurde sich rasch orientiert und unsere Straßenbahn kam auch alsbald angefahren. Nicht viel später fuhren wir an der Privatbrauerei Ganter vorbei und stiegen an der Haltestelle Stadthalle aus. Dann ging es weiter zum Mösle-Stadion und unterwegs wurde noch ein Baum gedüngt. Am Stadion wurde auch schon ein Jule-Mobil erblickt und zum Eingang gewandert.

Der Eintritt von 5 Euro war schnell entrichtet und die Einlaßkontrolleure wollten wissen, was ich im Baumwollbeutel hätte. War nur Leergut (Bierflaschen) und das durfte mit rein. Für den Rucksack interessierten sie sich nicht. Mit uns gabs ja auch noch kein Theater und es ging gleich zum Bierstand, wo man unterwegs noch den Jule traf. Nach dem Bierkauf kam auch schon eine Frau Belz daher und fragte ob wir noch Karten bräuchten. Sehr witzig wenn wir schon im Stadion sind. Jule hatte bei seinem Eintreffen an der Kasse schon nach Gästekarten gefragt, wenn die aber im Vereinsheim beim Kaffee ausgebrütet werden nutzt des natürlich nichts. Mit frischen Bieren ging es dann zur Gegengeraden, wo wir uns gleich häuslich einrichteten.

Als wir damit fertig waren kam auch schon ein Freiburger vorbei und erkundigte sich nach Fan-Artikeln. Nachdem wir die, diesbezüglich traurige, Situation erklärt hatten, wurde sich noch etwas unterhalten und es schallten auch schon die Mannschaftsaufstellungen durchs weite Rund was ein Sportvereinigung, Du Schlampe meinerseits nach sich zog. Schließlich gibt es in der Oberliga Baden-Württemberg keine Spielvereinigung.

Mit dem Anpfiff begann auch ein Gegröhle von der Gegengeraden aus den unzähligen vier Gästekehlen. Naja, wir bemühten uns nach Kräften und die Akustik im Stadion war ganz gut. Ich brülle gern in eine Tribüne. Von den angeblich dreistellig (150) anwesenden Zuschauern war nichts zu hören und auf der Tribüne hinter ihrem Banner waren diesmal auch nicht so viele Fans wie sonst.

Aber egal, wir sangen und soffen und das Spiel plätscherte irgendwie vor sich hin. Chancen waren Mangelware und so ging es torlos in die Pause.

Ich machte mich nach dem Pausenpfiff zu einer Stadionrunde auf und unterbrach diese nur am Bierstand. Mit einem frischen Ganter im Becher ging es vor der Tribüne vorbei und schon wieder schallte es "Spielvereinigung" zu mir. Diesmal ging es um Au und ich verschaffte mir etwas Luft indem ich herumstehenden Eingeborenen erklärte, daß es in der Oberliga Baden-Württemberg KEINE Spielvereinigung gäbe. Ein Greis meinte daraufhin von oben herab, daß dies doch egal sei. Auf meinen Vergleich, daß das dasselbe sei, wie wenn man FC zu seinem Verein sagen würde meinte er, das sei doch auch egal, schließlich spiele man ja eh im Stadion des Freiburger FC. Soviel zum Traditionssinn der älteren Generation. Kopfschüttelnd machte ich die Runde komplett und zurück bei meinen Jungs kam auch schon wieder der Anpfiff.

Die zweite Halbzeit stand unter keinem guten Stern. Zuerst wurde mein halbes Bier verschüttet und dann gab es in der 59. Minute einen groben Abwehrfehler und ein Freiburger tauchte mit dem Ball an unserem Strafraum auf. Er umspielte unseren Belosevic und schob unbedrängt zum 1:0 ein. Da hörte man dann auch, daß ein paar Eingeborene vor Ort waren. Wenigstens können die klatschen. Ansonsten brachten beide Mannschaften nichts zwingendes zustande bis in der 81. Minute wie aus heiterem Himmel das 2:0 fiel. Das war quasi der Todesstoß. Daß wir das in der verbleibenden Zeit noch aufholen würden, daran glaubte eigentlich keiner,

obwohl seit drei Minuten mit Haris Krak ein neuer Stürmer für uns mitspielte. In der 83. Minute kam sogar noch das 3:0 für Freiburg mit dem der Torschütze einen Hattrick holte. Mist.

Trotzdem gaben wir keine Ruhe, konnten unsere Jungs aber leider zu keinem Treffer motivieren. Wenigstens kam die Mannschaft nach dem Schlußpfiff bei uns vorbei und Frank bekam sogar ein kleines Interview mit Tobi Büttner.

Sportlich geknickt wurde das Fahnenmaterial eingepackt und Jule erklärte sich bereit uns Bahnfahrer zum Bahnhof zu chauffieren. So kam es, daß wir doch noch zu viert bei meinem Lieblingsgriechen am Bahnhof einkehrten. Für 7,50 Euro gab es da eine mehr als ordentliche Portion Gyros, Tzatziki, Pommes und Salat. Die Wirtin wunderte sich zwar über uns und meinte, daß doch gestern Fußball gewesen sei, aber ich klärte sie flugs auf. Wir sind die Ludwigsburger. Damit war der Fall erledigt. Zum Nachtisch bekam jeder noch nen Ouzo hingestellt und es stellte sich heraus, daß Frank und Micha sowas nicht mögen. Als Fahrer konnte Jule auch nur einen trinken und ich war somit das Opfer und hatte 3 Ouzos zu vernichten, aber was tut man nicht alles für seine Kameraden. Jule bot sich noch als Rückfahrgelegenheit an aber wenn man mit der Bahn runter fährt, sollte man ebenso auch zurückkommen. Nur der Frank sah das anders. Damit waren wir auf der Rückfahrt nur noch zu zweit. Wenigstens war das Gepäck (außer den Biervorräten) bei Jule und Frank im Auto, was unsere Weiterreise erleichterte.

Ich meine dann auch erste Ausfallerscheinungen gehabt zu haben, brachte aber die restlichen Biere noch leer. Auf der letzten Etappe bekamen wir aber noch Gesellschaft. Ein nicht besonders häßliches Mädel, auf dem Weg nach Stuttgart, gesellte sich zu uns nachdem ich meinte "wir beißen nicht". So hatte ich bis Ludwigsburg noch eine nette Unterhaltung. Dummerweise dachte ich nicht an meine Kamera im Rucksack ... oder an ne Telefonnummer. Scheiß Ausfallerscheinung. Jedenfalls verabschiedeten wir uns in Ludwigsburg und Micha fuhr mich noch nach Möglingen wo ich mich sofort daran machte meinen Rausch auszuschlafen. Auf jeden Fall war es mal wieder (wie immer halt) eine geile Auswärtsreise. Schade für die, die nicht dabei waren.