Null-Leistung in Ulm

Der 19. Spieltag begann für mich eigentlich bereits am Vorabend, als ich bei Bier und U-Boot die Abholung der übrigen Schwenkfahnen vereinbarte. Am 22. November stand ich dann aber um kurz nach 10 vor verschlossener Tür und machte mich unverrichteter Dinge wieder auf den Heimweg. Um 10.30 ging dann endlich die erste Etappe unserer Auswärtsfahrt für mich los. Mit dem Kofferraum voller Fanutensilien und Bier suchte ich meinen traditionellen Parkplatz beim Schlachthof. Nach einer Ehrenrunde konnte ich auch meine Karre abstellen und auspacken. Die Jacke blieb im Auto und der Rucksack, die Tasche mit der Überziehfahne und die Teleskopstangen wollten aber zum Bahnhof transportiert werden. Die Stangen in Vorhaltung und den LGA-Pulli an, machte ich wohl nen martialischen Eindruck, jedenfalls wurde ich schon merkwürdig von den Passanten angestarrt.

10 vor 11 war ich dann am Bahnhof und nach kurzer Suche fand ich auch schon Frank, Sigi und Marco. Dabei dachte ich, der Treff sei für 10.45 vereinbart gewesen. Meine Meinung, daß für uns eine WE-Karte reichen würde, stellte sich auch als falsch heraus. Sigi hatte schon eine für sich, Marco und Familie Rucki, die anscheinend mal wieder in Bietigheim im Stau steckten. Naja, wurde halt der Frank zum Fahrkartenschalter geschickt. Dummerweise war das "Kundenzentrum" voll und so kam ich auf die glorreiche Idee mal nen Automaten genauer zu betrachten. Und siehe da, schon hatten wir auch ne Karte. Mit Sack und Pack ging es dann zu viert zum Bahnsteig, wo noch Jule mit Frau Rucki und Sohn auftauchten. Die Sigi meinte noch, wir müßten wohl die S-Bahn aufhalten, damit der Rucki mitfahren könnte. Ideen haben die. Kurz vor der S-Bahn-Einfahrt war Rucki zum Glück da und wir somit komplett.

Mit Sechs Mann, Frau und Kind waren wir weit von meiner zweistelligen Hoffnung entfernt, aber was solls. In der S-Bahn ging dann natürlich das erste Bier auf. Man mußte schließlich nen Ruf bestätigen. Sah auch sicher putzig aus, unser Mob.

Ohne besondere Vorkommnisse aber recht kurzweilig verlief die Fahrt bis Stuttgart. Vom Untergrund mußten wir dann natürlich zu den Bahnsteigen hoch und interessanterweise war der schwerstbepackte 07er zugleich auch der schnellste. Auf halber Höhe wartete ich dann auf den Rest. An Gleis 13 stand dann auch schon der Regionalexpreß nach Neu-Ulm für uns bereit und wir enterten gleich das erste Abteil. Seltsamerweise wurden auch schon wieder die ersten üblichen Verdächtigen vermißt und daß die Sigi beim Türenschließen keinen Nervenzusammenbruch bekam, war alles. Zum Glück waren aber zur Abfahrt wieder alle da.

Nicht lange nach der Abfahrt zogen die Raucher in ein Raucherabteil und ließen mich mit Jule, Frank, Frau und Kind und dem Gepäck zurück. Es entwickelten sich lustige Diskussionen zwischen Jule, Frank und mir, was in Franks Aufnahme zur LGA gipfelte. Jetzt muß er nur noch ne Runde schmeißen. Zwischendurch wurde natürlich noch allerlei Cannstattern der Mittelfinger gezeigt. Auch das unsägliche Stadion am Neckar wurde mit dieser obszönen Szene bedacht. Während der Alkoholpegel stieg präsentierte ich auch gleich das geile T-Shirt mit den rot-weißen Streifen und den weißen Sternen auf blauem Grund von der US-World-Domination-Tour. Die Sigi schoß natürlich wieder den Vogel ab, als sie bemerkte, daß sie von der Gruppe noch nie was gehört hätte. Ansonsten war eigentlich jeder von den Daten beeindruckt. Witzig war auch meine Bemerkung zu den goldenen Kugeln auf dem Hausdach. Ja sind wir denn im Orient? Was für ein Brüller. Erst als wir später an einer Moschee vorbeifuhren und ich den Spruch wiederholte, klärte ich auf, daß ich schon wußte, daß das vorher das Hundertwasserhaus war. Schließlich war ja auch der intelektuelle Jule dabei. Beim Pieselgang blamierte ich mich dann natürlich mal wieder. Vor verschlossener Aborttüre wartete ich und erst, als ich mich daneben hinsetzte, fiel mir auf, daß gegenüber noch ein freies Pissoir war. Befreiend. Der letzte Höhepunkt der Zugfahrt waren die zwei Punker, die zum Weihnachtsmarkt nach Ulm waren und denen Jule ein Bier spendierte. Wir waren aber auch alle locker drauf.

Dann kam die grandiose Ankunft in Ulm. Dabei wurden erstmal die Eingeborenen auf uns aufmerksam gemacht. Obwohl so ein kömmerlicher Haufen wie wir, wohl eher lächerlich wirken mußte. In der ersten Unterführung bemerkte ich dann eine geile Akustik und es erschallte erneut "Hurra, hurra, 07er sind da!" wobei aber niemand mehr mitmachte. Schade eigentlich. Es gab Zeiten, da schrien alle mit, wenn man in gastgebenden Bahnhöfen auf sich aufmerksam machte. Auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle trennte sich unser Mob schon wieder. Während Jule und Frank mit mir in den Untergrund zogen, blieb der Rest zurück. An der Haltestelle wartete dann nur noch der Frank, da mich etwas bedrückte und ich dann im Buger-King Rucki und Marco am Waschbecken traf. Auf dem Rückweg nutzte ich natürlich wieder den Ampelübergang. Warum wir vorher unten durch gingen weiß ich jetzt nicht mehr. Rechtzeitig zur Ankunft unserer Straßenbahn waren jedenfalls alle am Treffpunkt. Beim Schaffner wurde rasch geklärt, daß unsere Karte auch bis zum Stadion gilt und schon ging die Reise weiter. Die Sigi unterhielt sich dabei ganz gut mit älteren Ulmerinnen und schon waren wir am Ziel.

Vor dem Kassenhäuschen hielt sich Marco Fischer auf und wir entrichteten die 6 Teuro Eintritt. Ich bedankte mich natürlich noch für die extra für uns angefertigten schwarz-gelben Eintrittskarten (witzigerweise war da die 5,50 durch ein Kugelschreibergesudel mit 6,00 überschrieben) und es ging zum Eingang. Der Ordner wollte uns aber nicht gleich hineinlassen uns so warteten wir halt. Ein paar gingen vorher noch ins Ulmer Vereinsheim. Irgendwie zog sich die Uneinheitlichkeit unserer kleinen Reisegruppe durch den ganzen Tag. Ich wollte mein Bier am Eingang zurücklassen, aber der Eingangswächter interessierte sich überhaupt nicht für unser Gepäck. Auf dem Weg zum Gästeblock zog unser Rucki sein Gepäck über den Zaun. Ein komischer Kauz war er ja schon immer. Da der Gästeblock verschlossen war und der Ordner darin uns da nicht reinlassen wollte, mußten wir neben dem Block einziehen. Die Diskussion brachte natürlich gar nix. Der wichtige Wicht meinte, wir kämen da nicht rein, da es da keine Versorgung für uns gäbe. Lächerlich, aber was will man machen.

Also über den Wall in den neutralen Block, traditionell über den Zaun und das Legion-Gelbe-Adler-Banner aufgehängt. Diesmal kam auch kein osteuropäischer Wichtigtuer daher um mich aus dem Innenraum zu scheuchen. Immerhin. Als dann auch der Rest hing und die Schwenkfahnen bereit waren, verschwand unser Rucki auch noch zum Vereinsheim. Somit war ich mit Frank alleine, als die bekannten Fanordner auftauchten. Natürlich wollten die uns aus dem neutralen Bereich haben und so mußten wir doch in den Gästeblock ziehen. Um die Zaunfahnen zu versetzen wurde ich dann sogar durch das Tor in den Innenraum gelassen. Lag wohl daran, daß man mich von einem Ludwigsburg-Video her erkannte (stolzdiebrustschwell). Jedenfalls waren die Fanordner locker drauf und auch kommunikativ. Erst als ich meine Tasche mit den Bierflaschen und Ruckis Tasche zum Blockeingang brachte, wurden die etwas ernster. Naja, ich wollte die Flaschen ja nur bei denen deponieren und für Ruckis Zeug war ich schließlich nicht verantwortlich. Jedenfalls waren die über Ruckis Feuerwerkskörper natürlich nicht erfreut und ich meinte, die sollen sich halt später an den wenden, dem das Zeug gehört. Daraufhin suchte ich die sanitären Anlagen auf und holte was vom Bierstand. Zurück im Block kamen dann langsam auch die übrigen Ludwigsburger an. Für die Tasche fühlte sich aber niemand zuständig.

Egal. Zum Anpfiff sollten die zwei Fahnen geschwenkt und die Überziehfahne hochgehoben werden ...

... und die paar Leute waren zügig eingeteilt. Dann kam mal wieder der Augenblick der Beleidigung. Zur übersteuerten Musik kamen die Mannschaftsaufstellungen und als der Dummkopf von Stadionsprecher uns provozierte kam auch gleich das übliche SPORTVEREINIGUNG, DU ARSCHLOCH!!! Wahrscheinlich ging das aber im Lautsprecherlärm unter. Wenigstens gelang unser Intro ganz gut und ich hoffe, die Bilder vom Frank werden was.

Vom Ulmer Zuschauerandrang war ich etwas enttäuscht, obwohl klar war, daß die nicht mehr so viele Leute wie letztes Mal mobilisieren könnten. Ich schätze, daß knapp 1000 Zuschauer im Donaustadion waren.

Mit dem Anpfiff legten wir dann traditionell verbal richtig los und ich merkte schnell, daß der Alkohol ganz schön an die Kondition geht. Die Ulmer waren diesmal auch ganz gut drauf, ich verstand aber nicht, warum die Fans so im Stadion verteilt waren. Das Spiel war von uns nicht so optimal und nach 5 Minuten stand es auch schon 1:0 für die Ulmer. Da war aber noch viel Zeit, das wieder auszubügeln und wir machten uns noch keine Sorgen. Irritierend fand ich nur die zwei Trötfeilen rechts von uns mit der ekelhaften Fanfare aber leider wollten auch die Ulmer Ordner sich dieses Pack nicht andrehen lassen. Wenigstens hatten die gastfreundlichen Ulmer wenigstens den Gästeblock mit gelb verziert.

In der 17. Minute kam dann noch der zweite Nackenschlag in Form des 2:0, was die Stimmung bei uns aber noch nicht zu trüben vermochte. Wir sangen munter unser Repertoire herunter und machten uns etwas über die Ulmer lustig. "You're only sing when you're winning" dem natürlich ein "Fuck Britannia" folgte. Nur nach den Lautsprecherdurchsagen kam wütend die übliche Aufklärung über unseren Vereinsnamen. Den üblen Stadionversprecher hätte ich erwürgen können. Vielleicht sollten wir bei Gastspielen solcher Vereine bei uns auch mal deren Namen falsch durchsagen lassen. Gegen Ende der ersten Halbzeit kamen wir dann zwar auch noch in Bedrängnis, aber Robby hielt seinen Kasten vollends sauber. Somit gingen wir mit 2 Toren Rückstand in die Halbzeitpause.

Da nahm ich natürlich die Gelegenheit zu einem weiteren Besuch am Bierstand wahr und war natürlich nicht der einzige von uns. Dabei hab ich dann die gaffenden Grünen vermißt. Irgendwie wird das immer weniger in Ulm. Auch diesmal kam man mit keinem Eingeborenen ins Gespräch (Schade eigentlich, das war letztes Mal doch ganz lustig) und ich brachte Jule ein Bier mit. Auf dem Rückweg zu unserem Block gingen wir noch am Eingang vorbei um ein Stadionblatt mitzunehmen. Das hatte auch immer noch ein interessantes Format. Auf dem Rückweg spekulierte ich noch, ob das wohl der Asperger Arsch neben dem Trötfeilenvater war und Jule stimmte zu. Komische Vögel. Zurück im Block wurden dann gleich wieder die Fahnen geschwenkt und mir fiel auf, daß wir noch eine Familie mehr waren, im Block. Also doch irgendwie zweistellig. Trotzdem armselig, wenn man bedenkt, daß da früher auch schon mal ein Sonderzug voller Ludwigsburger nach Ulm gefahren ist. Im Block outete sich dann endlich auch Rucki als Besitzer der ominösen Tasche und wir besangen sein Stadionverbot. Auch Marcos Einfall "Heja, heja, Nordkorea" sorgte für Lacher.

Das Spiel lief irgendwie grad so weiter, wie in der ersten Halbzeit, bis zur 49. Minute, als Manuuuu Wengert in die Kabine gehen durfte, obwohl von uns keiner wußte, warum. Dann mußten sich halt die übrigen richtig zusammenreißen, um den Rückstand aufzuholen. Leider brachte auch die Einwechslung von Markus Kapaun nichts und die Zeit zerrann uns unter den Fingern. Währenddessen verlegten wir uns auf Sinnlossupport und irgendwann kam ein putziger kleiner Spatz zu uns an den Zaun um uns anzupöbeln. Von Ruhrpottkanaken war da aus dem ungebildeten Kindermund die Rede. Als wir aber nur über den lachten, verschwand er auch schon wieder Richtung Haupttribüne. War wahrscheinlich eine Mutprobe. Als dann mal wieder etwas von dem Bier aus mir raus wollte, wurde ich vom Ordnungsdienst

darauf hingewiesen, daß ich diesmal das Nebenklo nutzen sollte. Hätt ich aber eh gemacht. Platz war auch dort genug.

Naja, immerhin haben hier auch schon Bundesligisten ihre Notdurft verrichten dürfen.

Auf dem Rückweg fiel mir auch noch der Fuhrpark von Grün-Weiß-Tübingen auf.

Kurz vor Schluß setzten sich dann noch 3 Ulmer wie die Spatzen auf nem Wellenbrecher und ihr Anführer setzte sich davor.

Die pöbelten schon besser, wurden aber auch nicht ernst genommen (im Gegenteil) und waren zum Abpfiff auch wieder weg. Dabei fiel mir noch auf, daß dieses Trötfeilenpack auch schon wieder weg war. Ziemlich dämlich nach dem Anpfiff zu kommen und vor dem Abpfiff wieder zu gehen, aber Hirn hatten die eh noch nie. Zwischendurch unterhielt ich mich noch mit einem Ordner, der beim Rückspiel einen Schal von uns kaufen will. Aber nochmal zum Spiel. Nach einer Druckphase unsererseits in Unterzahl erhöhten die Ulmer in der 82. Minute auf 3:0 und als wir uns zum finalen Schwenken bereit machten, stand es in der 90. Minute 4:0 und ich packte die Fahne ein. Da war auch kein Dauergesang mehr von uns zu erwarten. Die Spieler gingen auch schnurstracks in die Katakomben und wir wurden von den Ordnern angehalten, unser Sach schnell einzupacken. Die wollten wohl beizeiten Feierabend machen. Ich meinte noch zum Ox, daß ich hoffte, er hätte meine Biervorräte nicht geleert.

Zum Glück bekam ich mein Zeug aber unversehrt zurück und unser Häuflein begab sich zur Straßenbahnhaltestelle gegenüber. Irgendwie wollten die uns wirklich schnell loswerden. Wir verabschiedeten uns also und kamen an der Haltestelle auch gleich mit alten Ulmern ins Gespräch. Schnell war man dann auch schon wieder am Bahnhof und wir hatten zwei Möglichkeiten zur Rückfahrt zur Auswahl. Frank erfuhr dann zum Glück, daß wir auch mit dem früheren Zug fahren durften, wodurch wir irgendwie nur ne Viertelstunde Aufenthalt hatten. Zeit genug um ne ansehnliche Metzgereifachverkäuferin (da waren alle meiner Meinung) anzugaffen, noch was zu trinken und unser Banner ordentlich zusammenzulegen. Da waren wir natürlich DIE Attraktion im Bahnhofsgebäude. Gesagt hat aber keiner was und auch Spatzenfans oder ähnliches waren nicht zu entdecken.

Im Zug hatten wir dann wieder reichlich Platz ...

... und es gab das übliche Gemisch aus saufen, diskutieren ...

... und singen. Mit mehr Leuten hätts wahrscheinlich noch mehr Spaß gemacht, aber zumindest lassen wir auch nach derbsten Niederlagen die Köpfe nicht hängen.

In Stuttgart wars dann etwas weniger lustig, denn nach einer Niederlage siegreichen Stuttgartern zu begegnen muß nicht sein. In der S-Bahn wars dann etwas beengter, es ging aber noch. Kurz vor Ludwigsburg gab ich dann Jule meine Karte, da er weiterfahren wollte und so trennten wir uns dann. In LB auf dem Bahnsteig hatte ich noch die Idee auf ein oder zwei Cider im Clansman vorbeizuschauen, traf damit aber auf keine Gegenliebe und so trennte ich mich auch vom Rest und machte mich direkt auf den Heimweg.

Rückblickend muß ich noch anmerken, daß ich nicht verstehen kann, daß sich auf einem fünften Tabellenplatz nicht mehr Ludwigsburger Richtung Ulm mobilisieren lassen.

Ach ja, zu Gästekarten sag ich nix mehr.