Zweistellig in Linx

Samstag, 18. Oktober 2003 Durch günstige Umstände hatte ich frei und da Artur mal wieder auswärts fahren wollte, waren die Umstände um so günstiger. Jedenfalls sollte der Treffpunkt um 12 Uhr beim Vereinsheim sein. Die Batterien für die Kamera waren geladen und die Biervorräte auch vorhanden. Nachdem meine Kehrwoche erledigt war, ging es also zum Treffpunkt. Kurz nach 12 traf ich dort Artur, Frank und Matthias. Dazu kam die erste schlechte Nachricht, das Vereinsheim sollte eine geschlossene Gesellschaft haben, wodurch das Abschiedsessen abends ausfallen mußte. Zunächst ging die Fahrt zum Getränkemarkt, da nicht jeder so vorbereitet war wie ich. Unterwegs kam uns unser Postler entgegen, der uns aber nicht sah. Mit Proviant versorgt sollte dann die Reise richtig losgehen, aber man kam nur wenig weiter. Das Postlermobil wurde erneut gesichtet und zum Parken gebracht. Nach kurzer Diskussion fuhr man gemeinsam zum Treffpunkt zurück, wo man auch noch Marco und Sigi traf. Nach kurzem Aufenthalt war klar, Micha fährt bei uns mit und die Oststadtküche macht sich auch insgesamt zu fünft auf den Weg. Schöne Aussichten.

Da irgendwie jeder minem Beispiel folgte, gingen auf der Autobahnauffahrt drei Biere auf und es wurde erstmalig auf 07 angestoßen. Bald darauf begann Frank über seine Konfirmantenblase zu jammern und eine Pinkelpause zu fordern. So kam es, daß wir an jedem dritten Parkplatz hielten um Frank sich erleichtern zu lassen. Das gab natürlich Anlaß für allerlei Scherze. Auf einem Autobahnklo schloß er sogar Freundschaft mit einem benachbarten Pisser. Später wurde noch ein alter Seucher angepöbelt und auch Matthias brachte eine witzige Aktion, als er durch eine Lücke im Zaun im Wald verschwand. Dazu war auch die Musikauswahl nicht von schlechten Eltern. Die Onkelz haben am früher schon ne geile Musik gemacht. Irgendwann wurde auch nach Krepp gefragt, da wir beim letzten Heimspiel die Fahnen nicht an den Stangen festgeklebt hatten. Es folgte ein Verweis auf Frankreich, daß es da am ehesten Crepes geben würde. Ich hatte mit DIESEM Unsinn aber nichts zu tun.

So kam es aber, daß man guter Dinge in Rheinau ankam, wo zuerst falsch linx (danke, Frank) abgebogen wurde und es dann ne Ehrenrunde durch den Kreisverkehr (... liegt uns sehr) gab. Die Architektur war wirklich idyllisch. Fachwerk vom Feinsten, wohin das Auge sah.

In Linx staunte ich dann über ein Brauereifahrzeug.

Ulmer Bier gab es da und Matthias betrat das Vereinsheim. Auch hatten wir mal wieder nen neuen Mannschaftsbus. Diesmal vom Rexer aus Calw.

Unser Fahrer bekam auch gleich eine Gästekarte. Als es Richtung Eingang ging, bekam unser junger Seucher auch noch eine Karte. Die Welt ist ungerecht. Also wurden die 6 Teuros gelöhnt und mit Sack und Pack das Gelände betreten.

Das Hölzelstadion stellte sich als einfacher Sportplatz heraus, an den an der einen Geraden das Vereinsheim angebaut war. Zwischen Platz und Vereinsheim war dazu eine große überdachte Fläche mit allerlei Biertischen zu finden. Ich machte mich sogleich auf den Weg zu den sanitären Anlagen, da ich noch meinen Bierschiß zu machen hatte. Unterwegs erblickte ich noch an einer Wand einen Mainz-Wimpel und ein altes signiertes Kaiserslautern-Mannschaftsfoto. Vorm Klo stellte ich fest, daß Matthias da vorhin durch den Hintereingang schon drin war. Da hätte der sich den Eintritt auch sparen können. Der Abort war auch ganz geräumig, wie das ganze Vereinsheim.

Zurück im urigen Vereinsheim fand ich auch gleich zu unserer Reisegesellschaft an den Tisch.

Erschreckend fand ich natürlich die Gläser. Standen da doch tatsächlich nur 0,3-Ltr. fassende Behältnisse auf dem Tisch. Wie die Bedienung nun meine Wünsche feststellen wollte, fragte ich erstmal nach richtigen Gläsern. Da es die nicht gab, verlangte ich nach zwei Weizen. Nacheinander war die verwirrte Frage, die ich mit einem "gleichzeitig" beantwortete.

Babyweizen zum Fußball, die spinnen die Badenzer.

Wenigstens hats geschmeckt. Kurz darauf kam auch die zweite Gruppe an und es wurde noch etwas gezecht.

Als ich mich dann auf den Weg machte, uns vorzubereiten, kam mir auch schon Jule entgegen. Nachdem dann Frank dafür getadelt wurde, noch nichts aufgehängt zu haben, ging es dann zum Sportplatzrundgang. Hinter dem einen Tor fand sich kein Platz für das Banner und so kam es, daß ich es gegenüber aufhängte.

Die hätten auch nicht jedes Stück Zaun mit Werbung verkleiden müssen. Auf dem Weg zurück zur Gegengeraden stand Frank schon wieder planlos herum ...

... und es begeneten mir auch noch Zecher,

bevor es endlich ans Richten der Schwenkfahnenging. Die Eingeborenen müssen mit sowas noch nie gesehen haben, jedenfalls war einer davon verängstigt und ich mußte ihn erstmal beruhigen und verbal von unserer Harmlosigkeit überzeugen. Als ob ich mit ner Teleskopstange um mich schlagen würde. Zwischendurch beschwerte ich mich natürlich über den Bauzaun an der Bande, der die Sicht leicht behinderte...

... und auch beim Schwenken störte. Wenn die schon so nen Zaun hinstellen, sollte der aber auch links und rechts den Block versperren meinte ich noch, als die Linxer immer bei uns durchwanderten, aber man kann halt nicht alles haben. Natürlich fühlten wir uns auch gut beschützt. Unser Wächter hatte sogar zwei Sterne auf der Schulter. Bambule, Randale, Linxradikale (danke Jule) waren also nicht zu erwarten.

Die Stimmung war also prächtig und unter wehenden Fahnen wurde angepfiffen. Wie auch wir außen, legten unsere Jungs gleich ordentlich los und zeigten auch, wer heute hier Herr im Haus sein sollte. Leider erwies sich die Linxer Abwehr, insbesondere der Torwart, als sehr sattelfest und so kam, was nicht kommen durfte. Ümit spielte den Ball dem gegnerischen Stürmer in die Füße und der ließ sich natürlich nicht lange bitten und nahm das Geschenk dankend an. Drei Minuten später erreichte Marius den hereinkommenden Eckball nicht und da sich auch sonst niemand zuständig fühlte, stand es prompt 2:0. So hatten wir uns das natürlich nicht vorgestellt. Dafür feuerten wir natürlich umso lauter an. Auch unser Trainer Klaus Mirwald wollte noch nicht aufgeben und  forderte lautstark den Anschlußtreffer noch vor der Halbzeit. Unbeeindruckt wurde deshalb weitergespielt und völlig verdient erzielte Pele in der 35. Minute den Anschlußtreffer. Kurz vor Schluß wurde es dann doch nochmal brenzlig in unserem Strafraum, aber die Linxer stellten sich zu ungeschickt an, sodaß es mit dem 2:1 in die Pause ging.

Da unsere Gäste das Banner etwas seltsam hochgebunden hatten, machte ich mich auf den Weg dieses wieder in Ordnung zu bringen. Dazu ließ ich unseren Anhang samt Vorrat zurück ...

... und ging in die Kurve. Dort entfernte ich dann den störenden Karabiner und wunderte mich wieder mal über die Polizeipräsenz.

Während sich unsere Auswechselspieler aufwärmten,

wanderte ich zurück zum Bier.

Fahnenschwenkend wurde der Wiederanpfiff erlebt und wir legten wieder los wie die Feuerwehr. Chancen im Minutentakt und wieder dachte ich an Winnies Standardspruch. Aber noch hofften wir auf den Ausgleichstreffer. Leider war das aber nicht der Tag der 07er und in der 71. Minute erhöhten die Linxer auf 3:1. Des nutzt euch au nix! Ein Elend, daß dieser Ruf nichts nutzte, aber mitten in unsere schönste Sinnlosphase erzielte Bomber Haris drei Minuten später den erneuten Anschlußtreffer, der wieder Hoffnungen auf den Punktgewinn nährte. Wir machten also weiter Stimmung ohne Ende und unsere Jungs drängten weiter mit Macht auf den Ausgleich ... bis zur letzten Minute. Als unsere Abwehr nicht besonders gut aussah, traf der letzte Linxer Torschütze schon wieder. So eine unverdiente Niederlage hab ich persönlich noch nie gesehen.

Nach dem Spiel wußten unsere Verlierer was sich gehörte und bedankten sich für unsere beste (wie Jule meinte) Saisonleistung. Lieber hätte ich einen weiteren Auswärtssieg gefeiert, aber man kann nicht immer gewinnen. Besoffen wie wir waren, überzeugte mich Jule noch davon auf zwei herumstehende Uniformierte zuzurennen. Ich legte also noch die Teleskopstange beiseite und und los gings. Die Reaktion von der Ordnungsmacht hätte ich aber nicht erwartet. Die reagierten überhaupt nicht und meinten noch, wir sähen so harmlos aus. Dem konnten wir natürlich nicht widersprechen und zogen so frustriert von dannen.

Auf dem Rückweg bekam ich noch etwas Angst um unser Transportmittel ...

... aber es stand noch unversehrt da und als der Kofferraum aufging, ging der Fußballsuff auch schon weiter. Dem durstigen Matthias spendierte ich auch noch ein Helles und bediente mich im Gegenzug bei leckeren Cräckern. Als wir so planlos auf dem Parkplatz standen, kamen Sash Tirovski und Mustafa Parmak vorbei, mit denen noch intensiv diskutiert wurde.

Die Rückfahrt gelang dann fast ohne Pinkelpause. Nonstop schafften wir es sogar durch den Tunnel bei Leonberg. Dann war aber Schluß. Schließlich mußte eine Menge verdauten Bieres die Körper wieder verlassen. Zurück in Ludwigsburg mußte leider auf die sonst übliche Speisung im Vereinsheim verzichtet werden, sodaß ich Michas Angebot, mich mitzunehmen, annahm. Die Fahnen blieben aber in meinem Kofferraum zurück. Nach einem kurzen Aufenthalt, auf ein Bier beim Ali, ging ich per pedes weiter Richtung Heim. Auf zwei weitere Biere kehrte ich noch im Bistro ein, bevor fast die Lichter ausgingen. Auf jeden Fall kam ich wohlbehalten nach Hause nach einem bierseligen, erfolglosen und spaßigen Fußballtag!