Blamage in Mannheim

Sonntag, 24. August 2003. Ein drittel Jahr vor Weihnachten sollte um 15 Uhr das Spiel in Mannheim steigen. Aus Furcht vor dem Ferienendverkehr gab unser Postler, Micha, den Treffzeitpunkt von 11 Uhr vor. Das war dann auch der Zeitpunkt, an dem sich allerlei Spieler, Offizielle und der Bus beim Vereinsheim einfanden.

Ich hatte eine Schwenkfahne, die Zaunfahne, ne Kamera, Schals und nen Rucksack voller Bier dabei und als niemand sonst zu uns Stoß, wurde beschlossen, daß wir zuerst nach Möglingen fahren, damit ich meine Karre zu Hause hätte. Vorher kam noch unsere Frau Belz an uns vorbei und auch ein Paule stand nicht unweit, wie ich mich mit Klaus Bach unterhielt.

Eine Viertelstunde nach 11 brachen wir also auf und ich verblüffte noch unseren Marius Huptas mit der Aussage, daß ich jetzt wieder heim fahren würde. War ich wieder witzig. In Möglingen wurde also das Zeug verladen und auf der Autobahn dann das erste Bier (plopp) aufgemacht. Natürlich war die Autobahn frei und so waren wir um ungefähr ein Uhr in Mannheim.

Zwei Stunden vor Spielbeginn wurde erstmal neben nem Beate-Uhse-Laden geparkt, der natürlich geschlossen war. Wir machten uns dann auf in den Mannheimer Untergrund. Der erste war etwas heruntergekommen, obwohl ich glaube, daß so ne Karaoke auf Thaiwanesisch recht witzig sein kann. Im Bahnhof wurds dann beeindruckend. Das ist dort wie ein großes Einkaufszentrum und beim Nordsee wurde sogleich ein Imbiß (Bremer ... geile Sache) eingenommen. Beeindruckend fand ich das "WC-Center" mit Schranke und 50 Cent Eintritt. Die Bahn kommt schon auf komische Ideen. Dann ging es ins Internet-Cafe, wo ich meinem Fahrer ein paar 07- und sonstige Fußballseiten zeigte. So verging die Zeit wie im Fluge und eine Stunde vor Spielbeginn machten wir uns wieder auf den Weg.

Irgendwo müssen wir dann falsch abgebogen sein, da uns kein Schild Richtung Stadion wies. Irgendwie fuhren wir dann einen Bogen durch Mannheim und kamen tatsächlich auf den richtigen Weg. Eine halbe Stunde vor Anpfiff begann dann die Parkplatzsuche. Vor dem Carl-Benz-Stadion wurden wir vom Ordnungsdienst abgewiesen und auch in die Seitenstraße zum Rhein-Neckar-Stadion ließ man uns nicht einfahren. Sah übrigens putzig aus, das "die Bundesliga"-Zeichen auf den Westen der Ordner. Auf der anderen Straßenseite wurde dann ein Parkplatz gefunden, ausgepackt und ein paar Schwarz-Gelbe entdeckt. Rucki mit Familie und dazu die Oststadtküche repräsentiert durch Marco und Sigi. Es versprach also ein lustiges Spiel zu werden.

Vor dem Eingang stieß dann auch noch Frank zu uns und wir begaben uns zum Kassenhäuschen. Die dortige Fachkraft schickte uns dann zurück und meinte, ein kurzes Stück weiter sei ein Häuschen für die Gästefans. Na gut, wieder zurück und auf die Hütte zu marschiert. Natürlich war das Ding zu und ein kompetenter Ordner schickte uns weiter. Die Odyssee führte uns noch am Eingang vom Rhein-Neckar-Stadion vorbei und ich regte mich bei der Gelegenheit nochmal darüber auf, daß uns die Ordnerdeppen vorher von da weggeschickt hatten. Danach wurden wir noch von ner Rollstuhlgang angepöbelt, als wir auf der anderen Seite des RNS auftauchten. Erst am Hintereingang des CBS erbarmte sich der Chefordner der Mannheimer und wir eskortierten ihn innerhalb des Stadiongeländes zurück zum Eingang.

Wir sollten also wieder zum Ausgangspunkt zurück, ne normale Stehplatzkarte kaufen und dann in den A-Block, der sonst wohl leer stehen würde. Also gut. An den Eingangsordnern vorbei wurde sich also in eine lange Warteschlange eingereiht und sich weiter über die beschissene Organisation aufgeregt. Fünf Euro ärmer wurde ich noch von nem Ordner kontrolliert, der fürchtete, ich hätte pyrotechnische Mittel dabei. Nach der Klärung ("vielleicht nächstes Mal") wurde also der A-Block (bäh) bezogen. Mit Gästekarten hätten wir uns da etwas leichter getan, aber irgendwer wird da wahrscheinlich sein Zimmer mit tapezieren.

Ungefähr zehn Minuten sind zwar nicht viel Zeit, aber durch Arbeitsteilung hing zum Anpfiff tatsächlich unser Banner, Rucki+Holgi und allerlei schwarz-gelbes im Block und die Schwenkfahne wehte im Wind. Schade nur, daß man durch den Lärm der Mannheimer unser SPORTVEREINIGUNG, DU ARSCHLOCH nicht so gut hörte. Ne geile Akustik is da im CBS, aber daß bei so einem ehemaligen Proficlub der Stadionversprecher den richtigen Namen der Gastmannschaft nicht kennt ist nicht akzeptabel.

Das Spiel begann und damit auch wir. Allerdings war durch die Akustik und die motivierte Mannheimer Übermacht das nicht ganz so gut zu hören wie sonst. Trotzdem machte zu Beginn fast jeder mit, überraschend waren auch Jule und Zoni mit ihren "Anhängen" aufgetaucht, sodaß wir doch zweistellig vor Ort waren.. Das Spiel war auch nicht schlecht und wir hielten sehr gut mit. Leider fiel in der 27. Minute durch einen krassen Abwehrfehler das 1:0 für Mannheim. Da hatten wir "Mißerfolgsfans" also den Rückstand und es hätte stimmungsmäßig die Trotzreaktion folgen müssen, leider blieb die aber überwiegend aus. Stimmung machten weiter hauptsächlich die Gastgeber und das Spiel gab nicht mehr viel her.

Zur Halbzeit fiel auf, daß die beiden Zivilgärtner weg waren und auch die zwei Rentner (?) hatten wohl genug von uns. So blieb nur ein Ordner zu unserem Schutz im Block. Naja, zwischendurch amüsierte uns noch der Stadionsprecher, der zu Gewaltlosigkeit und gegen Rassismus aufrief. Nervige Zeiten sind das.

In der zweiten Halbzeit bemühte ich mich wieder redlich um Stimmung im A-Block was auch relativ gut gelang. Auch auf dem Rasen machten wir zunächst eine gute Figur, nur hatte leider der Mannheimer Torwart einen verdammt guten Tag und war nicht zu bezwingen. So vergaben wir die Chancen und im Block wurde es immer ruhiger. Nur bei der Einwechslung von Maurizio Gaudino war ein "Autoschieber, Autoschieber, hey hey!" recht lautstark von uns zu vernehmen, ansonsten zogen es immer mehr Leute vor in der Sonne zu sitzen um sich zu unterhalten, anstatt die Mannschaft zu unterstützen. Nicht einmal die kreativsten Ideen meinerseits (jetzt packen wir das lange kleinkarierte Tuch über uns und machen ne Polonaise) konnte am prassierenden Phlegmatismus etwas ändern. Dann fiel auch noch aus einer klaren Abseitssituation (Scheiß Heimschiris wenn wir auswärts spielen) in der 82. Minute das 2:0. Da waren aber Frank und ich schon die letzten, die aus dem A-Block zu hören waren. Kurz darauf nahm ich die Schwenkfahne zur Hand um wenigstens optisch zu zeigen, daß wir noch da waren. Kurz vor Spielende stimmte ich noch den obligatorischen Dauer-Ole-07-Gesang bis Spielende und darüber hinaus.

Gebracht hats nichts und die Mannheimer feierten ihre Mannschaft. Die Fahne schwenkend wartete ich darauf, daß noch etwas geschah und tatsächlich, es kam noch der eine oder andere Spieler und klatschte mit meinen Kameraden ab. Kurz darauf war ich mit unserem Postler allein im Block, da die übrigen ihre Sachen schneller eingepackt hatten und sofort verschwanden. Es gab Zeiten, da kam und ging man gemeinsam, aber was solls. Auf dem Weg zum Parkplatz wurde noch manches Wort mit den Gastgebern gewechselt und ein Ludwigsburger Ruckimobil angepöbelt.

Auf dem Parkplatz waren auch einige Ludwigsburger Kennzeichen zu sehen. Waren also doch einige Gäste mehr im Stadion, als zuvor gedacht. Die Rückfahrt gestaltete sich ziemlich ereignislos und ich erfreute mich an fast lauwarmem "das Helle". Die Autobahn war frei und mit einer kurzen Rast am Wunnenstein war ich kurz nach 6 mit einem Rucksack voller leerer Bierflaschen wieder zu Hause. Mein Dank gilt Micha für die Chauffeurtätigkeit!

Fazit: Mehr als 3500 Mannheimern kann man so unmotiviert nicht Paroli bieten. Daß wir mit kaum mehr Leuten auch anders können, haben wir ja letztes Jahr in Ulm bewiesen. Ich hoffe, nach Reutlingen und nun Mannheim, keine solche Peinlichkeit mehr erleben zu müssen!