Nur Getrommel Null Gesänge - TSV

Samstag, 27. März 2004. Auswärtsspiel beim Tabellenführer. Für wahre Bierexperten sollte dies das Highlight der Saison werden, da es an diesem Wochenende in die Heimat des Engel-Gebräu nach Crailsheim ging. Ich traf bereits um 10 nach 12 im Vereinsheim ein, da mich der Hunger nach einem extremen Dart-Suff-Erlebnis am Vorabend zur Futterstelle trieb. Zuerst erblickte ich ein Hinweisschild am Eingang, das darauf hinwies, daß das Vereinsheim ab 15 Uhr geschlossen sein sollte. Später erfuhr ich die Begründung. Oldie-Night in der Schleyer-Halle ... alles klar. Nachdem dann bei einem Hellen ne Portion Pola-Pola in mich hineinwanderte, kamen auch schon Matthias und Sigi dazu. Nach 1 Uhr wurde Matthias dann nervös und schaute auf dem Parkplatz nach weiteren Reisenden.

Nach seiner Rückkehr mußten die Biere vollends getrunken werden, da Familie Jule, Winnie  und ein Frank bereits draußen warteten. Der Postler hatte sich auch schon angesagt und die 07er wurden auf zwei Gefährte aufgeteilt. Ich sollte vom Julemobil chauffiert werden und den Rest sollte der Postler aufladen. Nachdem das Fahnenmaterial von meinem Fahrzeug transferiert war ging die Reise auch schon los. Nach dem strapaziösen vergangenen Freitag lief das Bier bei mir noch nicht richtig, der Stimmung im Fahrzeug tat das aber keinen Abbruch. Problematisch fand ich nur, daß mir im nüchternen Zustand mal wieder auffiel was für ein Haufen Unsinn mir einfallen kann.

An der ersten Crailsheim-Ausfahrt wurde noch vorbeigefahren und ich erinnerte mich an meinen damaligen Versuch bei der zweiten Lauda-Ausfahrt rauszufahren, die es dann aber nicht gab. Auch an unsere Bammental-Rundfahrt wurde erinnert, wo wir damals durch drei Bundesländer hingefahren sind. Ach ja, die gute alte Zeit. Es gab dann tatsächlich noch eine passende Ausfahrt und wir gerieten in eine rote Welle. Ein Aldi-Tüten-Träger am Straßenrand wurde noch gegrüßt, an diversen italienischen Gastronomitäten vorbeigefahren und ein Parkplatz geentert.

Auf dem Nebenplatz lief bereits ein Spiel und Nicki meinte sogar den Pele erkannt zu haben, was für einige Lacher sorgte, denn es handelte sich um Frauenfußball.

Ankommende Stuttgarter wurden zunächst für Schiedsrichter gehalten, bis ich unseren Sandro erkannte und man sich begrüßte. Anschließend folgten wir, auf der Suche nach dem Eingang ins Stadion, einem Eingeborenen und ich machte ein paar Bilder über den Zaun hinweg.

.

Dann stellte wir fest, daß uns die Verfolgung in die Irre führen würde und wir begaben uns zum malerischen Eingang des Schönebürgstadions.

Da von Gästen weit und breit nichts zu sehen war und der Mozart-Verschnitt im Daimler-Cabrio zu häßlich aussah entrichtete man die 6 Teuros und ich wurde vom Einlaßkontrolleur erstmal gefragt, was ich denn mit den Stangen wolle. Ausziehen hab ich gesagt und schon gings zum Bierstand ...

... dem ersten Highlight des Tages.

Während ein paar von uns sich da versorgten bereiteten ein paar andere das Stadion vor. Damit hatten die schon zahlreich vorhandenen Einheimischen sicher nicht gerechnet.

Während also die Zaunfahne aufgehängt und die Schwenkfahnen vorbereitet wurden, motzte ein Winnie heftig über unseren Standort ...

... und machte sich auf Richtung Mittellinie. Der hat halt noch Prinzipien.

Obwohl zwar manch ein anderer auch über den Standort gemeckert hatte, blieb der Rest aber da.

Den ein oder anderen Aufreger gab es vor dem Spiel schon, als der Stadionversprecher natürlich was von einer Spielvereinigung erzählen mußte und auch der Aufzug unserer Jungs in weiß-schwarz entlockte uns keinen Beifall. Schwarz-Gelb war also der Gegner und nachdem am Samstag der Gegner 07 hieß, sollten wir uns erneut mit unserem gesanglichen Repertoire schwer tun.

Das Spiel begann furios und in der 3. Minute hatten wir gar Grund zum jubeln. Tobi Büttner erzielte das 0:1 und wir spekulierten schon, daß man einfach geen 07 tippen muß, damit wir gewinnen. Unser Flüchtling fand daraufhin auch gleich wieder zu uns zurück. Anschließend befanden wir uns fast ständig unter Druck, von dem wir uns nur sporadisch mit unpräzisen Kontern befreien konnten. Außerdem konnten von Glück reden, daß die Crailsheimer den Ball nicht in Roberts Tor bekamen. Chance auf Chance versemmelten die Gastgeber vor unserem Tor und ich kam kaum noch aus Winnie-Zitiererei (wenn man solche Dinger nicht rein macht, das rächt sich) heraus. Nur "Prost mein Engel" wurde noch öfter zitiert. Recht laut waren wir auch mal wieder und aus der Crailsheimer Kolonie hinter den Trainerbänken ertönte nur mehrstimmiges Getrommel worüber wir uns mit Guggamusik-Gesang lustig machten. Die Zuschauer hörte man dort nur, wenn sich mal wieder ein Crailsheimer Weichei zu Boden legte. Kann jedenfalls interessant werden, wenn sich dort eine Fan-Szene etabliert. So war es ein ganz gutes Spiel bis zur 44. Minute. Der Ball war abgewehrt und wir freuten uns schon auf die Halbzeitpause, als der Schiedsrichter zum Mittelkreis zeigte. 1:1? Wie konnte das passieren? Geschockt überließ man den Crailsheimern den Ball und schon stand es 2:1. Den Spielstand in 2 Minuten unter tatkräftiger Mithilfe des Schiedsrichters gedrecht. Verdammte Scheiße!

In der Halbzeitpause wurde ein Eingeborener dabei beobachtet, wie er sich vor uns verschanzte.

Natürlich hatte dieser nicht mit unserer Neugierde gerechnet und so kam es, daß die Unterkunft rasch mit 07ern gefüllt war.

Es kam dann auch noch die Ausbrüterin der Gästekarten draußen vorbei ...

... scheute sich aber glücklicherweise vor dem Kontakt mit uns. Bald darauf mußten wir unser leicht windgeschütztes Domizil wieder aufgeben, da die zweite Halbzeit und unsere Aufholjagd beginnen sollte. Winnie und der Postler berichteten noch von Aussagen günstiger postierter Augenzeugen, daß der Ball sich beim 1:0 tatsächlich nicht über die Torlinie bewegt hatte. Auch der dortige Linienrichter habe erst gewunken, als dort gejubelt wurde. Blindes Gespann!

Die zweite Halbzeit sah die Gastgeber überlegen und uns irgendwie hilflos. Wenigstens erwies sich der Stadionsprecher als lernfähig und sagte unseren Vereinsnamen endlich korrekt durch. Kaufen konnten wir uns dafür natürlich nichts und fünf Minuten nachdem Mustafa Parmak verletzt ausgewechselt wurde (es mußte sogar eine Ambulanz vorfahren) machte Crailsheim mit einem Doppelschlag (70. und 71. Minute) alles klar.

Wir verlegten uns dann auf Sinnlossupport und niveaulose Gesänge. Wahrscheinlich war das ein Kulturschock für einige Besucher, denn die Crailsheimer verließen in Scharen das Stadion, sodaß viele den Siegtreffer zum 5:1 (87.) gar nicht mehr mitbekamen. Auch wenn man die letzten 12 Minuten in Unterzahl (Manu Wengert sah gelb/rot) spielen muß darf man sich nicht so abschlachten lassen. Wieder 5 Tore kassiert, da stimmt in der Abwehr ja gar nichts mehr. Naja, wenigstens kamen noch ein paar Spieler um sich für unsere Unterstützung zu bedanken. Auch wenn das dem nörgelnden Winnie nicht paßte.

Beim Einpacken hatte ich auch einen Grund um mich richtig aufzuregen. Irgendein 07er hatte sich als Mistratte erwiesen, denn auf der Zaunfahne befand sich ein häßlicher Brandfleck. Der Feigling steht aber nicht mal dazu. Es wurde sich auch noch etwas mit den Eingeborenen am Bierstand unterhalsten und ich bemerkte auch eine tolle Pyro-Aktion. Auf der anderen Straßenseite stieg Rauch auf ...

... was allerdings mit Fußball nichts zu tun hatte. Es wurde noch etwas gefachsimpelt sowie über das 1:1, wo der Ball nicht im Tor war, und den Schiedsrichter geschimpft. Außerdem erzählte ein Jugendlicher von ihrem Auftritt in Weinheim, wo sie mit 5 Mann das Stadion im Griff hatten. Ist in Weinheim auch keine Kunst. Warum die Crailsheimer zuhause das Maul nicht aufbekommen war ihm aber auch ein Rätsel.

Dann war es auch schon so weit und es wurde sich voneinander verabschiedet und die Heimreise angetreten. Jule lud den Frank als Alibiseucher zu uns ein, da dessen Konfirmantenbläsle bekannt war. Dadurch war es auf der Rückbank natürlich etwas eng, aber mit dem Bier in der Hand erträglich. Auf der Reise gab es dann nur eine Unterbrechung, da es Jule nicht mehr aushielt. Da hätt der Frank auch bei den übrigen mitfahren können. Ereignislos ging es dann bis Möglingen, wo ich meine Sachen auslud, unserer Chauffeuse kurz obdach gewährte und den Tag beendete. Da die Eintracht in Frankfurt mit 0:3 gegen 60 München verloren hatte war das fußballerisch ein ganz beschissener Tag.