Polizeischutz für die Ulmer

Sonntag, 17. Oktober 2004. Eigentlich hätten die Ulmer am Vortag bereits im Ludwig-Jahn-Stadion gastieren müssen, aber wegen des Bundesligaspiels in Stuttgart wurde unser Spiel verlegt. Ob das nun mit den guten Beziehungen unseres Vorstandsmitglieds oder den Sicherheitsbedenken des WFV zu tun hat? Wer weiß das schon. Vielleicht wollte man auch nur einem Nationalspieler die Gelegenheit geben ein weiteres Oberligaspiel in Ludwigsburg zu bewundern, aber dazu später mehr.

Ein freundlicher Sigi wollte mich jedenfalls zum Spiel abholen und war auch relativ pünktlich. Zwei Schwenkfahnen, 20 Plastikfähnchen und ein LGA-Banner waren rasch verstaut und auch etwas Biervorrat machte die Reise mit, obwohl mir nach dem vorabendlichen Suff wahrlich nicht nach Alkohol war. Kurz vor halb zwei kamen wir dann in der Oststadt an und warfen erstmal einen Blick ins Stadion, wo sich schon reichlich göppinger Grüne versammelt hatten. Die Ulmer hatten auch schon einen abgetrennten Bereich in der MTV-Kurve und am Bauzaun in der Kurvenmitte waren auch zwei "Dixi-Klos" bereit. Sensationell.

In der Oststadtküche machte Maria einen ähnlich fitten Eindruck wie ich und ich mußte mich gegen Kaffee und Bier wehren. Dem Bierangebot erlag ich dann und mußte feststellen, daß dieses "Bergadler" (heißt das so?) vom LIDL recht süffig war. Rucki sollte von Marco angekarrt werden und kurz nach zwei waren die dann auch da. Leider mußte dann noch weiteres Bier vernichtet werden und aus meinem Masterplan eine Stunde vor Spielbeginn vor Ort zu sein wurde nichts. Zu gehen hätte auch nichts gebracht, da das Material ja noch in Sigis Kofferraum eingesperrt war. Also wurde mitgesoffen. Kurz nach halb drei ging es dann los ... in den Keller. Dem Kellermeister fiel dann noch ein, daß der Schlüssel noch in der Wohnung sei. Wunderbar. Dabei hatten wir doch keine Zeit.

Kurz darauf hatten wir dann Ruckis Sammelsurium und den Kofferrauminhalt dabei und auf gings zum Stadion. An der Einfahrt ließ uns auch schon ein befreundeter Ordner ein und es begegneten uns ein paar Polizisten und auch Ulmer, was aber beides nicht beachtet wurde. Schließlich hatten wir ja keine Zeit. An der Mittellinie war außer Jule noch fast niemand und meine drei Kameraden sorgten gleich für Gesellschaft für die Fahne in der Eishallenkurve. Mich zog es direkt zur Mittellinie. Es war an dem Tag nicht besonders warm, dafür heftig windig. Ordentlich Richtung MTV, was uns fantechnisch einen großen Vorteil versprach. Das richten der Schwenkfahnen gestaltete sich allerdings unter diesen Windverhältnissen äußerst schwierig und muß für Umstehende recht putzig ausgesehen haben aber letztlich schaffte ich es doch. Dann mußten noch die schwarzen und gelben Plastikfähnchen fürs Intro verteilt werden und dann konnte es auch schon losgehen.

Doch etwas stimmte nicht. Das LEGION-GELBE-ADLER-Banner war noch in Jules Tasche, die dritte Schwenkfahne beim Zoni, der ohne aufgetaucht war und ein Frank war noch nicht vor Ort. Scheiß Organisation. Zum Einlauf wehte dann aber allerlei schwarz-gelbes im Wind und Frank wurde dann gleich in der Kurve ausgemacht, wie er Fotos zu machen schien. Na also. Die Ulmer machten ne Spruchbandaktion "98 - ULM - KSC 1:5 - AUFSTIEG! 04 - ULM - KSC 0:5 - AUFSTIEG?" und ich wunderte mich über den Ordnungsdienst. Da hatten die Gäste aber Schränke angekarrt. Sehr positiv fand ich noch den König-Geburtstagskasten von Uwe. Das konnte dann nur ne feuchtföhliche Angelegenheit werden.

Dann begann das Spiel und wir wurden traditionell mit dem Anpfiff laut. Auch unsere Jungs starteten wie die Feuerwehr und schnürten die Gäste im deren Sechzehner ein. Leider spielten wir gegen den Wind und irgendwann befreiten sich die Ulmer von unserem Druck. Dann kam was immer kommt, wir nutzen unsere Chancen nicht und in der 26. Minute kommt der Rückstand. Juhu. Rückschlagerprobt wie wir sind ließen wir uns davon aber nicht beeindrucken. Nur Jule nahm den Doppelhalter und begab sich zum zeitgleichen Regionalligavergleich mit Besigheim. Die Mannschaft bemühte sich weiter redlich um ein heimisches Erfolgserlebnis. Gebracht hat dies allerdings wie so oft nichts. und wir gingen mit einem 0:1 in die Pause.

Während der Halbzeitpause vertrieben sich einige Ulmer mit der Polizei oder umgekehrt. Sah auf jeden Fall putzig aus am trennenden Bauzaun. Dann wurde unser Ludwigsburger Lied gespielt und ich stellte mal wieder fest, wie wenig textsicher wir immer noch sind. Das muß besser werden! Außerdem wurde noch in Jules beisein (07 II lag auch zurück) überlegt, die Zaunfahne über die Bandenwerbung zu hängen. Die Gäste hatten schließlich auch einige verdeckt. Dann liefen die Mannschaften wieder zu unserem gewohnten optischen Drumrum ein.

Der Support ging mit dem Anpfiff also wieder los und wir waren eigentlich sicher, daß wir das noch aufholen würden, als vier Minuten später das 0:2 fiel. So ein Scheißdreck! Woanders wären jetzt sicher die Fahnen eingeholt worden, aber nicht bei uns. Etwas später wurde also endlich das große LGA-Banner aufgehängt. Wir ließen nicht nach und auch die Mannschaft rannte weiterhin gegen den Rückstand an, doch das Glück war uns weiterhin nicht hold. In der 75. Minute gab es den nächsten Nackenschlag, was mich zum aufhängen des kleinen Banners motivierte was vom 0:4 begleitet wurde. Dazu fiel mir dann gar nichts mehr ein. Erst vier Minuten später schienen dann unsere Angriffsbemühungen von Erfolg gekrönt zu werden und es gab einen Handelfmeter. Also die Schwenkfahne zur Hand genommen und gewartet, was Robert Stanic aus dieser Chance wohl machen würde. Als Uli-Hoeneß-Gedächtnis-Elfer ging der Schuß in den abendlichen 07-Himmel und mir fiel die Stange aus der Hand. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Als letzten Trotz verteilte ich noch drei Bengalos und teilte noch zwei Fahnenschwenker für den Abpfiff ein. Zwischendurch versuchte sich auch ein lustiger Ulmer als Balljunge. Allerdings ging der Versuch dies ernst zu nehmen voll in die Hose und der lächerliche Wicht drosch die Kugel über die Hecke zum MTV. Selbstverständlich wurde da von uns ordentlich verallgemeinert und es schallte "Ihr seid so lächerlich" zu den Gästen. Zum Trost erzielte 2 Minuten vor Schluß Torsten Smolcic den Anschlußtreffer. Wie damals zum Abschied der Gegentribüne des Waldstadions ging dazu auch plötzlich eine Fackel an. Dabei passiert uns das während dem Spiel sonst nie. Ich fand das ärgerlich aber verständlich. Das Gezündel wurde nach Kräften verborgen und ich meinte zu nem Ordner, daß es da nix zu sehen gäbe. Dann kam der Abpfiff und wir feierten noch angemessen das Heimtor mit unseren Jungs.

Anschließend war unser Bereich natürlich recht schnell geleert und auch die Kurve war im nu menschenleer. Unsere Einpackerei wurde doch noch etwas langwieriger, aber mit etwas Bier war das doch erträglich und gut bepackt ging es zum Richterturm. Dort waren auch noch einige Leute unterwegs und es wurde auch noch etwas mit aktuellen und ehemaligen Spielern gelabert. Später stellte sich dann noch heraus, daß der Ordnungsdienst mit Ulm wirklich nichts zu tun hat und die Jungs eigentlich ne American-Football-Mannschaft sind, die sich unserer Sportvereinigung anschließen wollen und wohl Bulldogs heißen. Jochen kannte einen von ihnen und es entwickelte sich noch ein interessantes und lustiges Gespräch. Noch etwas später gedachte Jochen dann aufzubrechen und ich schloß mich ihm mit Sack und Pack an. Nachdem dann das Material glücklich in meiner Wohnung verstaut war ließ ich den Fußballtag mal wieder im Bistro zur Bundesliga ausklingen.